Pioniere der Ewigen Anbetung

“Die große Macht der Ewigen Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes ist der beste, sicherste und effektivste Weg,

um einen dauerhaften Frieden auf der Erde zu stiften.” (Johannes Paul II.)

In allen Jahrhunderten fand die Eucharistie ihre Förderer und Verehrer. Mehr und mehr wurde das tiefe Wunder der Eucharistie von den Gläubigen zur Mitte des christlichen Lebens gemacht.

Hl. Alfons von Liguori

Wisse, dass du wahrscheinlich viel mehr erlangst wenn du fünfzehn Minuten vor dem Allerheiligsten Altarsakrament betest als durch alle anderen geistlichen Übungen eines Tages. Wahrhaft, unser Herr hört unsere Gebete überall, denn er hat es uns versprochen: “Bittet, und ihr werdet empfangen!”, aber er hat seinen Dienern auch geoffenbart, dass jene, die ihn im Allerheiligsten Altarsakrament besuchen, eine überreiches Maß an Gnaden erhalten werden.

 

Ziehe dich zurück von den Leuten und verbringe wenigstens eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde in irgendeiner Kirche in der Gegenwart des Allerheiligsten Altarsakramentes. Koste und sieh, wie gut der Herr ist, und du wirst lernen aus deiner eigenen Erfahrung, wie viele Gnaden es dir bringen wird.

 

Besuchungen des Allerheiligsten Altarsakramentes und der Gottesmutter Maria
vom Hl. Alfons Maria von Liguori -> Hilfen

Aus “Vorbereitung auf den Tod”

 

 

Die nachfolgende Betrachtung “Über die liebevolle Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament des Altares” ist einem der berühmtesten Werke Alphons’, der “Apparecchio alla Morte” Vorbereitung auf den Tod” entnommen. Von diesem Büchlein heißt es, dass es für das ganze Königreich Neapel so etwas wie eine “Generalmission” war. Es stand seit 1760 in der Handbibliothek praktisch jedes Geistlichen und in fast allen Familien. Davon zeugen allein 139 italienische Auflagen und 315 fremdsprachige. – Die “Vorbereitung” gründet ganz und gar in der Erfahrung der Volksmission. Alphons schreibt selbst dazu: “Bei den Missionen sind Predigten über das jüngste Gericht, die Hölle usw. gut, um die Leute wachzurütteln und zu erschüttern; Bekehrungen aus Furcht aber sind nicht von Dauer: Man vergisst, man zuckt die Schultern, und das ist alles … Wird man aber durch die Liebe Jesu des Gekreuzigten bekehrt, ist die Bekehrung stärker und dauerhafter. Was die Liebe nicht erreicht, wird die Angst nicht zuwege bringen; sobald man sich aber an Jesus den Gekreuzigten wendet, hat man keine Angst mehr.” Das ist also der Grund, warum die Betrachtung über die Eucharistie in dieser “Vorbereitung zum Tode” steht: Es geht darum, die Liebe zu Jesus Christus als Grundlage des ganzen christlichen Lebens, gerade auch in seinem Blick auf das Ende zu begreifen und zu vertiefen.

 

Die eucharistische Gegenwart als Erinnerungszeichen

 

Als unser Erlöser diese Welt verlassen musste, nachdem er durch seinen Tod das Werk der Erlösung vollendet hatte, wollte er uns in diesem Tal der Tränen nicht allein zurücklassen. “Keine Sprache” – sagt der hl. Petrus von Alcantara – “vermag die Größe der Liebe herauszustellen, die Jesus zu jedem einzelnen in sich trägt. Denn damit seine Abwesenheit ihn nicht in Vergessenheit brächte, hinterließ der Bräutigam, als er aus diesem Leben scheiden wollte, das Heiligste Sakrament zum Gedächtnis, in dem Er selbst anwesend blieb: Er selbst wollte zwischen beiden das Zeichen sein, um die Erinnerung wachzuhalten.” Dieser große Erweis der Liebe Jesu Christi verdient deshalb unsere große Gegenliebe. Darum wollte er auch in Jüngster Zeit das Fest zu Ehren seines Heiligsten Herzens einführen, wie es seiner Dienerin, Schwester Margerita Maria Alacoque offenbart wurde: Darin soll unsere ehrfürchtige Zuneigung gleichsam eine Erwiderung dafür sein, dass Er seine Wohnstatt auf unseren Altären genommen hat; wir sollen darin auch die Ablehnung sühnen, die Er in diesem Sakrament der Liebe von seiten der Irrgläubigen und schlechten Christen erfahren hat und immer noch erfährt. Jesus ist im Heiligsten Sakrament gegenwärtig,

 

 

1. um sich hier von allen finden zu lassen;

2. um hier allen Audienz zu gewähren;

3. um von hier aus allen Gnade zu erweisen.

 

Gegenwärtig im Sakrament, um sich von allen finden zu lassen

 

Jesus Christus ist auf so vielen verschiedenen Altären zugänglich, um sich von allen finden zu lassen, die ihn suchen. Als sich in jener Nacht der Erlöser anschickte, sich von seinen Jüngern zu verabschieden, um in den Tod zu gehen, weinten jene vor großem Schmerz, weil sie glaubten, sich von ihrem geliebten Meister trennen zu müssen. Jesus aber tröstete sie mit Worten (die er heute noch zu uns sagt): Meine Kinder, ich gehe hin, um für euch zu sterben und meine Liebe zu euch zu beweisen. Doch auch wenn ich sterbe, will ich euch nicht allein zurücklassen. Solange ihr auf Erden seid, will ich mit euch sein im Heiligsten Altarssakrament. Ich überlasse euch meinen Leib, meine Seele, meine Gottheit – mich selbst ganz und gar. Solange ihr auf Erden seid, will ich mich nicht von euch trennen. “Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28,20). “Der Bräutigam wollte seiner Braut” – schrieb der hl. Petrus von Alcantara – “während seiner so langen Abwesenheit eine Weise des vertrauten Umgangs hinterlassen, damit sie nicht einsam sei; und deswegen schenkte er dieses Sakrament, in dem er selbst gegenwärtig bleibt. Dies ist die beste Weise des vertrauten Umgangs, die er ihr hinterlassen konnte. “ Die Helden haben viele Götter erfunden, doch konnten sie sich keinen Gott ausdenken, der liebevoller wäre, der uns näher stehen und uns mit größerer Liebe helfen würde als der unsere. “weiche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie Jahwe, unser Gott uns nah ist” (Dtn 4,7). Genau dieses Wort wendet die heilige Kirche auf das Fronleichnamsfest an (Resp. 2, Noct. 3).

 

Jesus Christus hat sich auf dem Altar gleichsam wie in einem Gefängnis der Liebe eingeschlossen. Die Priester drängen danach, das Sakrament vor dem Tabernakel auszusetzen oder es als Kommunion auszuteilen. Dann stellen sie es wieder zurück und schließen es ein. Und Jesus begnügt sich damit, an diesem Ort Tag und Nacht zu bleibe

n. Wozu ist es aber gut, mein Erlöser, auch während der Nacht in den vielen Kirchen da zu sein, wo doch die Leute die Tore schließen und dich allein lassen? Es würde genügen, wenn du tagsüber anzutreffen bist! Nein, Er will auch während der Nacht da bleiben, selbst wenn Er allein ‘s t, und warten, auf dass ihn am Morgen jeder, der ihn sucht sofort antreffen kann. Die Braut (des Hohenliedes) machte sich auf, um ihren Geliebten zu suchen; sie fragte jeden, dem sie begegnete:

 

“Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?” (Hld 3,3). Und als sie ihn nicht fand, rief sie mit lauter Stimme: “Mein Geliebter, lass mich wissen, wo du bist. Zeige mir, wo du weidest, wo du lagerst am Mittag! “ (Hld 1, 7). Damals konnte die Braut ihren Geliebten nicht finden, da es das Heiligste Sakrament noch nicht gab. Wenn aber in unserer Zeit jemand Jesus Christus aufsuchen will, braucht er nur in die Pfarr- oder in eine Klosterkirche zu gehen, und dort wird er den Geliebten finden , der schon auf ihn wartet.

 

Es gibt kein Dorf, und sei es noch so armselig, und kein Kloster, das nicht das Allerheiligste Sakrament aufbewahrt. An all diesen Orten gibt sich der König des Himmels damit zufrieden, in einem Holzkästchen oder Steingehäuse eingeschlossen zu sein, wo er gerade noch mit einer Öllampe oft allein bleibt, ohne irgendeinen, der bei ihm ist. “Das aber, Herr”, sagt der hl. Bernhard, “passt nicht zu Eurer göttlichen Majestät!” “Es spielt keine Rolle!” erwidert Jesus. “Nenn es nicht zu meiner Majestät passt, so passt es doch zu meiner Liebe.”

 

Welche Ergriffenheit empfinden die Pilger, wenn sie das Hl. Haus von Loreto besuchen oder die Stätten im Hl. Land, den Stall von Betlehem, Kalvaria, das Hl. Grab, jene Stätten, wo Jesus Christus geboren wurde, wo er wohnte, starb und begraben wurde! Doch um wieviel größer muss unsere Ergriffenheit sein, wenn wir in einer Kirche denselben Jesus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig finden. Vom seligen P. Johannes von Avila heißt es, er wüßte kein Heiligtum, das mehr Andacht und Trost schenken könnte als eine Kirche, in der Jesus im Sakrament gegenwärtig ist. P. Balthasar Alvarez weinte, als er die Paläste der Fürsten voller Leute sah, die Kirchen aber, worin Jesus gegenwärtig ist, verlassen. O Gott, wenn sich unser Herr auf eine Kirche dieser Erde beschränkt hätte, z. B . nur auf St. Peter in Rom, und wenn er dort nur an einem Tag im Jahr anzutreffen wäre: wieviele Pilger, wieviele Adelige und wieviele Herrscher würden sich darum bemühen, an jenem Tag dort zu sein, um dem König des Himmels, der zur Erde zurückgekehrt ist, den Hof zu machen!

 

Welch kostbarer Tabernakel aus Gold und verziert mit Perlen würde ihm bereitgestellt! Mit welchem Aufwand an Lichtern würde man diesen Tag der Anwesenheit Jesu Christi festlich begehen! “Aber nein!”, sagt unser Erlöser, “Ich will nicht bloß in einer Kirche da sein und auch nicht nur für einen Tag; ich suche auch nicht Reichtum und Glanz, ich will fortwährend an allen Tagen und an allen Orten gegenwärtig sein, wo meine Gläubigen sind, damit mich alle leicht zu jeder beliebigen Stunde antreffen können!”

 

Wenn sich nicht Jesus Christus selbst diese Feinheit der Liebe ausgedacht hätte, wer wäre darauf gekommen? Wenn einer zu Jesus bei seiner Himmelfahrt gesagt hätte: Herr, wenn Du uns Deine Zuneigung beweisen Willst, bleibe bei uns auf den Altären unter der Gestalt des Brotes, damit wir Dich dort finden können, wann immer wir wollen! – welche Tollkühnheit hätte man in einer solchen Frage gesehen? Was aber kein Mensch wissen noch sich ausdenken konnte, das hat unser Erlöser sich ausgedacht und ausgeführt. Doch wo bleibt unsere Dankbarkeit einem so großen Gunsterweis gegenüber? Wenn ein Fürst von weither in ein Land kommen würde, mit dem ausdrücklichen Ziel, von einem bestimmten Dorfbewohner aufgesucht zu werden, welche Undankbarkeit wäre es da von diesem, wenn er ihn nicht oder nur im Vorbeigehen sehen wollte?

 

Gegenwärtig, um allen Audienz zu gewähren

 

Jesus Christus gewährt im Sakrament allen Audienz. “Nicht alle auf dieser Erde können mit ihrem Fürsten sprechen”, sagt die hl. Teresa. “Die Armen können höchstens hoffen, durch die Vermittlung dritter Personen mit ihm zu sprechen und ihm ihre Nöte mitzuteilen. Für den König des Himmels aber braucht es keine Mittelsleute.” Alle, Adelige und Arme, können mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprechen, da er im Sakrament zugegen ist. Deshalb bezeichnet sich Jesus als Blume des Feldes: “Ich bin eine Blume auf den Feldern, eine Lilie der Täler” (Hld 2, 1). Gartenblumen sind im Garten eingeschlossen und wenigen vorbehalten, die Blumen auf den Feldern aber zeigen sich allen. “Ich bin eine Blume auf den Feldern, weil ich mich allen zeigen will”, so lautet der Kommentar von Kardinal Hugo (de S. Charo).

 

Alle können also mit Jesus Christus in der Eucharistie sprechen, und zwar zu jeder Stunde des Tages. In seiner Meditation über die Geburt des Erlösers im Stall von Betlehem sagt der hl. Petrus Chrysologus [In Wirklichkeit: Johannes Chrysostomus], dass die Könige nicht jederzeit Audienz gewähren. Oft passiert es, dass einer sich aufmacht, um beim Fürsten vorzusprechen, er aber von den Wachen nicht vorgelassen wird mit dem Hinweis, dass gerade keine Zeit für Audienzen wäre und er später kommen müsse. Unser Erlöser aber wollte in einer offenen Höhle geboren werden, ohne Türen und ohne Wachen, um für alle jederzeit zugänglich zu sein. “Es gibt keinen Leibwächter, der abhält mit der Bemerkung, dass gerade keine Zeit wäre” [Johannes Chrysostomus]. Dasselbe trifft für Jesus im Allerheiligsten Sakrament zu. Die Kirchen stehen immer offen, jeder kann mit dem König des Himmels sprechen, immer wenn er will. Jesus wollte, dass wir mit ihm im Sakrament mit allem Vertrauen, dessen wir fähig sind, sprechen. Deshalb hat er sich in die Gestalt des Brotes begeben. Würde Jesus über den Altären auf einem Thron voller Herrlichkeit erscheinen, so wie er am jüngsten Gericht erscheinen wird, wer von uns hätte dann noch den Mut, sich ihm zu nähern? Weil aber der Herr wünscht, sagt die hl . Teresa, dass wir mit ihm im Vertrauen und ohne Furcht sprechen und seine Gnadenerweise suchen, deswegen hat er seine Majestät unter der Gestalt von Brot und Wein verborgen. Er wünscht – so Thomas von Kempen -, dass wir uns ihm gegenüber so verhalten, “wie sich ein Freund zu seinem Freund verhält”.

 

Wenn jemand sich zu den Stufen eines Altares begibt, sagt ihm Jesus sogleich jene Worte aus dem Hohenlied: “Steh auf, eile, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch” (2, 10). “Steh auf”, sagt er zur Seele, und fürchte dich nicht, “eile”, stelle dich in meine Nähe; “meine Freundin”, du bist mir nicht mehr feind, wenn du mich liebst und es dich reut, mich beleidigt zu haben; “meine Schöne”, du bist nicht mehr häßlich entstellt in meinen Augen, meine Gnade hat dich schön gemacht; “und komm”, komm herauf, sag mir, was du wünschest, ich bin für dich auf diesem Altar bereit. Welche Freude könntest du erfahren, lieber Leser, wenn der König dich in sein Privatgemach rufen und dir sagen würde: Sag mir, was du wünschest! Was hast du nötig? Ich liebe dich und sehne mich danach, dir Gutes zu tun. Das sagt der König des Himmels, Jesus Christus allen, die ihn besuchen: “Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen” (Mt 11,28). Kommt ihr Armen, Kranken, Betrübten, ich kann und will euch reich machen, hellen, trösten. Eben deshalb bin ich auf den Altären gegenwärtig: “Wenn du um Hilfe schreist, wird der Herr dir Antwort geben: Hier bin ich” (Jes 58,9).

 

Eucharistische Gegenwart, um allen Gnade zu erweisen

 

Jesus gewährt im Sakrament allen Audienz, um allen Gnade zu erweisen. Der hl. Augustinus sagt, dass der Wunsch des Herrn, seine Gnade zu schenken, größer ist als unsere Bereitschaft, diese zu empfangen. Der Grund dafür ist die unendliche Güte Gottes; Güte aber verströmt sich von ihrem Wesen her, ja, sie sehnt sich danach, sich an alle mitzuteilen. Es ist für Gott ein Grund zur Klage, wenn die Menschen seine Gnade nicht suchen: “Bin ich denn für Israel eine Wüste geworden oder ein finsteres Land? Warum sagt mein Volk- Wir kommen nicht mehr zu dir?” (Jer 2,31). Warum, spricht der Herr, wollt ihr nicht mehr zu mir kommen? Etwa weil ihr mich wie ein unfruchtbares Land angetroffen habt, als ihr meine Gnade suchtet? Der hl. Johannes sieht den Herrn mit der Brust voller Milch, d. h. Barmherzigkeit, und gegürtet mit einem Band aus Gold, d. h. Liebe, mit der er seine Gnade an uns verströmen lassen will. “Ich sah einen, der um die Brust einen Gürtel aus Gold trug” (Offb 1, 13). Jesus Christus steht immer bereit, uns seine Wohltaten zu erweisen, aber, so hebt Discipulus [Johannes Herolt] hervor, gerade im Allerheiligsten Sakrament verteilt er seine Gnade in größerer Fülle. Und der sel. Heinrich Seuse meint, dass Jesus im Sakrament unsere Gebete mit größerer Bereitschaft erhört.

 

Wie eine Mutter ihre Brüste dem Kind zum Saugen reicht, um Erleichterung zu finden, genauso ruft uns der Herr von diesem Sakrament der Liebe aus zu: “Kommt an meine Brust … Wie eine Mutter ihr Kind liebkosend tröstet, so tröste ich euch” (Jes 66,13). P. Balthasar Alvarez sah Jesus gerade in der Eucharistie mit Händen voller Gnade, um sie an die Menschen zu verschenken; er fand aber keinen, der sie wollte.

 

Wie selig ist jene Seele, die sich zu den Stufen eines Altars begibt, um von Jesus Christus Gnaden zu erbitten! Als die Gräfin von Ferla Nonne in Santa Chiara wurde, begab sie sich, wenn immer möglich, zum Allerheiligsten Sakrament und erhielt dort ununterbrochen Schätze von Gnaden. Als sie eines Tages gefragt wurde, was sie so viele Stunden vor dem Allerheiligsten tue, antwortete sie: “Ich könnte in alle Ewigkeit dortbleiben. Was man vor dem Allerheiligsten tut oder nicht tut? Was tut ein Armer vor einem Reichen? Ein Kranker vor einem Arzt? Was man tut? Man dankt, man liebt, man bittet.” …

 

Jesus Christus beklagte sich bei der Dienerin Gottes, Schwester Margerita Alacoque, über die Undankbarkeit der Menschen angesichts dieses Sakramentes der Liebe; er ließ sie sein Herz mit einer Dornenkrone umgeben, darüber ein Kreuz auf einem Thron von Feuer sehen und wollte sie so auf die Gegenwart seiner Liebe im Sakrament hinweisen. Dann sagte er zu ihr: “sieh das Herz, das die Menschen so sehr geliebt und das ihnen nichts vorbehalten hat: es brennt danach ‘ ihnen seine Liebe zu erweisen. Doch statt Anerkennung erhalte ich vom größten Teil nur Undankbarkeit, da sie mir in diesem Sakrament der Liebe Ehrfurchtslosigkeit und Verachtung entgegenbringen.

 

Und das, was mich am meisten schmerzt, ist, dass es Seelen sind, die sich mir geweiht haben.” Die Menschen halten sich nicht bei Jesus Christus auf, weil sie ihn nicht lieben. Sie können zwar liebend gern stundenlang mit einem Freund plaudern, finden es aber langweilig, auch nur eine halbe Stunde mit Jesus Christus zu verbringen. Vielleicht werden sie sagen: Warum schenkt mir Jesus Christus seine Liebe nicht? Ich halte dagegen: Wenn ihr aus euren Herzen nicht die Liebe zu den irdischen Dingen vertreibt, wie soll da die göttliche Liebe in euch eintreten! Ach, könntet ihr doch aus vollem Herzen sprechen, was der hl. Philipp Neri beim Besuch des Allerheiligsten Sakramentes sprach: “Da bist Du, meine Liebe; Du, meine Liebe!” Ihr würdet keine Langeweile empfinden, wenn ihr Stunden und ganze Tage vor dem Allerheiligsten Sakrament verweiltet.

 

Für eine von der Liebe Gottes faszinierte Seele erscheinen Stunden vor dem Herrn im Sakrament Augenblicke zu sein. Der hl. Franz Xaver mühte sich den ganzen Tag um das Heil der Seelen, und was war dann in der Nacht seine Erholung? Sein Verweilen vor dem Allerheiligsten! Der hl. Johannes Franz Regis, der große Missionar Frankreichs, begab sich, nachdem er den ganzen Tag mit Beichtehören und Predigen zugebracht hatte, in der Nacht in die Kirche. Und wenn er sie manchmal verschlossen fand, hielt er sich draußen vor der Tür in Kälte und Wind auf, um so wenigstens von ferne seinem geliebten Herrn “Aufwartung zu machen”.

 

Der hl. Ludwig Gonzaga wünschte immer vor dem Allerheiligsten zu verweilen; von seinen Oberen wurde ihm aber auferlegt, es nicht zu tun. Wenn er am Altar vorbeikam und sich von Jesus zum Verweilen hingezogen fühlte, war er um des Gehorsams willen gezwungen, weiterzugehen. Der junge Heilige sagte deswegen in seiner Liebe zu Jesus: “Geh weg von mir, Herr, geh weg! Herr, zieh mich nicht an, lass mich gehen, so will es der Gehorsam!”

 

Wenn du aber, lieber Bruder und liebe Schwester, keine solche Liebe zu Jesus Christus spürst, bemühe dich darum, den Herrn jeden Tag zu besuchen, auf dass er dein Herz entflammt. “Dir ist kalt! Tritt zum Feuer!”, sagte die hl. Katharina von Siena. Wie glücklich bist du, wenn Jesus dir die Gnade schenkt, dich mit seiner Liebe zu entflammen. Denn dann kannst du nicht anders als Jesus lieben und alle Dinge dieser Welt geringschätzen. Der hl. Franz von Sales sagt: “Wenn ein Haus anfängt zu brennen, wirft man alle Dinge aus dem Fenster.”

Gebet

 

Mein Herr Jesus Christus,

Du bist aus Liebe zu uns Menschen Tag und Nacht in diesem Sakrament gegenwärtig

und voll Erbarmen und Liebe erwartest, rufst und empfängst Du alle,

die Dich besuchen!

Ich glaube, daß Du im Sakrament des Altares gegenwärtig bist,

ich bete Dich an aus dem Abgrund meines Nichts

und danke Dir für so viele erwiesene Gnaden,

besonders dafür, daß Du Dich selbst mir in diesem Sakrament gegeben,

daß Du mir Deine heilige Mutter als eine Fürsprecherin geschenkt

und daß Du mich gerufen hast, Dich in dieser Kirche zu besuchen.

 

So grüße ich denn heute Dein liebevolles Herz und nehme mir vor,

es in dreifacher Absicht zu begrüßen:

Erstens, um Dir für diese große Gnade Dank zu sagen;

zweitens, um alle Beleidigungen, die Du von Deinen Feinden in diesem Sakrament empfangen hast,

wieder gut zu machen;

drittens, um Dich durch diesen Besuch an all den Orten der Erde anzubeten,

wo Du im Allerheiligsten Sakrament weniger verehrt, ja ganz verlassen bist.

Amen!

 

Hl. Alfons M. Liguori

Hl. Anna Schäffer

Die Sonne meines Lebens ist Jesus im heiligsten Sakrament.

Die Sehnsucht nach der heiligen Kommunion lässt mich oft mein schweres Leiden vergessen.

O Jesus, wie glücklich ist das Herz, das dich liebt und dich stets zu finden weiß in der heiligen Eucharistie.

Alles Glück, wonach mein Herz sich sehnt, finde ich in dir, o heilige Eucharistie.

Oft denke ich mir, ein stilles, inniges Gebetlein vor dem heiligsten Sakrament nützt mehr als ein Bogen voll armseliger Worte.

 

Seliger Antoine Chevrier (1826-1879)

Kaplan in einer armen Pfarrei von Lyon wählte er den Weg äußerster Demut und Selbstverleugnung um den Armen zu dienen. Er wurde am 25. Mai 1850 in Lyon zum Priester geweiht und  gründete 1860 in einem ehemaligen Tanzsaal die Gemeinschaft Prado, die sich dem Katechismusunterricht für arme Kinder widmete.

Ab 1872 war er der geistliche Begleiter von Emilie Tamisier und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf ihre Inspiration, die eucharistischen Kongresse zu initiieren. Er half ihr, ihre ganz spezifische Berufung zu finden und bezeichnete sie prophetisch als “die Bettlerin des Allerheiligsten Sakramentes”. In diesen geistlichen Gesprächen formulierte er auch ein großes Ziel: “Man muss die Welt mit der Eucharistie umwälzen!” (Il faut retourner le monde avec l’eucharistie)

Hl. Antonius Maria Zaccaria (+ 5. Juli 1539)

Der „Heilige des 40stündigen Gebetes“ vor dem allerheiligsten Altarssakrament – so hat man den jugendlichen Ordensstifter aus Cremona genannt – wurde 1502 als Kind eines aus Genua gebürtigen Patriziers geboren, der noch vor der Geburt seines Kindes gestorben war. Die erst 18jährige verwitwete Mutter widmete sich ganz der Erziehung ihres Kindes. Der junge Antonius Maria Zaccaria studierte in Pavia Philosophie und in Padua Medizin und schloss dort 1524 das Studium mit dem Doktor der Medizin ab.

Nach Cremona zurückgekehrt übte er nur kurze Zeit zu Gunsten der Armen und Notleidenden den Arztberuf aus, wobei er gleichzeitig als seeleneifriger Laienapostel tätig war und in der Pfarre S. Vitale Religionsunterricht erteilte. Seine Seelenführer, die beiden Brüder und Dominikanerpatres Marcello und Battista Carioni von Crema, veranlassten ihn, den Priesterberuf zu ergreifen. 1528 wurde Antonius Maria Zaccaria geweiht. Bei der Primiz wurde er mit einer Vision ausgezeichnet; im Augenblick der heiligen Wandlung schaute er Engel, die den Leib und das Blut Jesu Christi anbeteten. Diese Vision sollte der Auftakt für seine ganz eucharistisch orientierte Pastoral werden, die er – veranlasst durch die Gräfin Ludovica Torelli von Guastalla – von 1530 an in Mailand auszuüben begann.

Er schloss sich dort dem „Oratorium von der Ewigen Weisheit“ an, das von der ehrwürdigen Arcangela Panigarola und dem Priester Giovanni Antonio Bellotti gegründet worden war. Der junge Priester Antonio Maria Zaccaria brachte in diese Gemeinschaft neuen Schwung und wurde bald ihr geistlicher Führer. Hier wurden die Fundamente gelegt für die „Regularkleriker vom heiligen Paulus“, auch „Barnabiten“ genannt, für die weibliche Kongregation der „Angeliken“ oder „engelgleichen Jungfrauen vom heiligen Paulus“ und für die ordensähnliche Laiengemeinschaft der „verheirateten Verehrer des heiligen Paulus“. Der Völkerapostel mit seiner glühenden Christusliebe war dem Priester Antonius Maria Zaccaria in allem Vorbild. Darum gab er auch seinen Ordensangehörigen die Mahnung: „Es geziemt sich nicht, dass wir unter den Augen eines solchen Vorbildes feige Soldaten oder gar Deserteure und nur degenerierte Söhne eines solchen Vaters sind!“Vom heiligen Paulus mag Antonius Maria Zaccaria auch die ganz große Hochschätzung der Heiligen Eucharistie übernommen haben, die er in den Mittelpunkt seiner Seelsorge stellte. Sichtbarer Ausdruck dafür wurde das von ihm ganz besonders geförderte 40stündige Gebet. Dieses 40stündige Gebet hatte der Fastenprediger und Gründer des „Oratoriums von der Ewigen Weisheit“, der Augustiner-Ordenspriester Antonio Bellotti (+ 1528) an der Kirche vom Heiligen Grab in Mailand im Jahre 1527 begonnen, als er das gläubige Volk von Mailand aufgefordert hatte, mit ihm zusammen zu Ehren der 40 Stunden, die Christus im Grab gelegen ist, in Anbetung des eucharistischen Erlösers zu verharren, um so Gottes Barmherzigkeit in den damaligen Kriegsnöten zu erflehen; es war die Zeit des berüchtigten „Sacco di Roma“. Der Fastenprediger hatte damals großen Erfolg; diese erste Feier des 40stündigen Gebetes wurde im selben Jahr noch viermal wiederholt. 1529 erreichte dann der spanische Fastenprediger P. Tommaso Nieto OP, dass diese Art der Verehrung der Heiligen Eucharistie in allen Kirchen Mailands durchgeführt wurde.

Der von Christusliebe glühende Priester Antonius Maria Zaccaria griff diese Andachtsform auf. Er war es, der den Brauch, das allerheiligste Altarssakrament 40 Stunden lang in aller Öffentlichkeit auszusetzen und davor beten zu lassen, mit besonderer Feierlichkeit versah und überall in Oberitalien verbreitete. Auch die Kapuziner und Jesuiten griffen dann diesen Brauch auf und halfen mit, dass diese Form der Verehrung des eucharistischen Heilands zu einem charakteristischen Merkmal der Gegenreformation und der katholischen Erneuerung wurde. Auch zwei große Heilige der Gegenreformation schalteten sich dabei dann erfolgreich ein: der heilige Philipp Neri, der – noch als Laie – 1548 das 40stündige Gebet in Rom einführte, zuerst an der Kirche Ss. Trinita dei Pellegrini, dann an der Kirche S. Lorenzo in Damaso; und der heilige Karl Borromeus, der das 40stündige Gebet 1567 in Mailand regelte und 1577 in seiner ganzen Erzdiözese verpflichtend vorschrieb, weil er erlebt hatte, wie viel Segen gerade durch diese Verehrung der Heiligen Eucharistie vom seelsorglichen Wirken des heiligen Antonius Maria Zaccaria und seiner geistlichen Söhne, der Barnabiten, ausging. Die Päpste haben das 40stündige Gebet feierlich gutgeheißen und empfohlen, so Papst Paul III., Clemens VIII. durch die Bulle „Graves et diuturnae“ vom 25. November 1592 und Papst Urban VIII. durch die Enzyklika „Aeternus rerum Conditor“ vom 6. August 1623.

Aus dem 40stündigen Gebet entwickelte sich – zuerst in Rom – die sogenannte „Ewige Anbetung“, bei der im Jahreszyklus jeweils in einer Kirche abwechselnd je 12 Stunden des Tages oder der Nacht innerhalb der Stadt Rom, später innerhalb einer Diözese die in der Monstranz ausgesetzte Heilige Eucharistie anbetend verehrt wird. Als eigentlicher Urheber und Propagator des 40stündigen Gebetes gilt aber mit vollem Recht der heilige Antonius Maria Zaccaria. In der Bulle für seine Heiligsprechung durch Leo XIII. vom 27. Mai 1897 wird von ihm ausdrücklich erklärt: „Er verwirklichte als erster den Gedanken einer feierlichen, dreitägigen Anbetung des heiligsten Altarssakramentes.“ Im päpstlichen Dekret, das die drei vom heiligen Antonius Maria Zaccaria gewirkten Wunder bestätigte, wurde überdies von diesem eucharistischen Heiligen erklärt: „Er bemühte sich, überall die Liebe zu Jesus Christus in der Heiligen Eucharistie zu wecken und zu vermehren, auch schrieb man ihm den frommen Brauch zu, die heilige Hostie auf einem Thron feierlich den Gläubigen drei Tage lang zur Anbetung auszusetzen.“

Über die im 40stündigen Gebet dem eucharistischen Heiland zuteil gewordene Huldigung hinaus war der heilige Antonius Maria Zaccaria vor allem auch bemüht, in den Gläubigen den Eifer im Empfang der Heiligen Eucharistie neu anzufachen und alle diesbezügliche Lauheit zu überwinden.

Wie lau man damals weithin geworden war, zeigt am besten die Bilanz, die der Zeitgenosse des heiligen Antonius Maria Zaccaria, der heilige Cajetan von Thiene, im Jahre 1523 über seine Seelsorgstätigkeit in Venedig zog. Er schrieb nämlich wörtlich: „Eine wirklich herrliche Stadt ist Venedig! Aber wie sollte man über sie nicht weinen? Hier gibt es nämlich kaum jemand, der den gekreuzigten Christus sucht und liebt. Erstaunlicherweise habe ich keinen einzigen Adeligen angetroffen, der die Liebe zu Christus der eigenen Ehre vorgezogen hätte. Ich leugne nicht, dass es Menschen guten Willens gibt, aber sie schämen sich, bei der Beichte und Kommunion gesehen zu werden. Ich werde nicht nachlassen, bis ich diese Christen wie Hungernde wieder zu den Priestern eilen sehe, um sich durch die Heilige Eucharistie sättigen zu lassen. Es muss diesen Christen wieder als größte Ehre und nicht als Schande gelten, Christus in der Heiligen Eucharistie empfangen zu dürfen.“ Diese Worte hätte genau so der heilige Antonius Maria Zaccaria über jene italienischen Städte niederschreiben können, in denen er seelsorglich zu wirken begann. Er brachte in diese Städte mit seinem Eifer einen eucharistischen Frühling durch die Förderung des 40stündigen Gebetes und der Oftkommunion.

Die von ihm gegründete „Kongregation der verheirateten Verehrer des heiligen Paulus“ benützte er, um vor allem auch die Familienväter und -mütter durch die Oftkommunion zu heiligen und so die Familie und ihr Heim allüberall in Italien zu einer Kirche im Kleinen, zu einer richtigen Hauskirche zu machen. Den Schwestern der von ihm gegründeten Gemeinschaft der „Angeliken“ flößte er ebenfalls ganz großes Verlangen nach der Vereinigung mit Christus in der Heiligen Eucharistie ein, so dass man in diesen Klöstern allmählich fast täglich zum Tisch des Herrn ging. Als Folge davon begann das religiöse Leben und die Ordenszucht in diesen Klöstern so aufzublühen, dass der heilige Carl Borromeo diese Klöster allen anderen in seiner Erzdiözese als vorbildlich vor Augen stellen konnte. Als Carl Borromeo 1565 als Kardinal-Erzbischof in Mailand seinen Einzug hielt, fand er deshalb für die Reformen des Konzils von Trient, die er durchführte, einen weithin bereiten Boden vor, weil einige Jahrzehnte vorher der heilige Antonius Maria Zaccaria mit den Angehörigen der von ihm gegründeten Kongregation der Regularkleriker vom heiligen Paulus bestens vorgearbeitet hatte „durch die Glut seines Gebetes, durch das Beispiel seiner Bußwerke und seiner strengen Armut, durch den flammenden Eifer für die unsterblichen Seelen, durch die Liebe zum Gekreuzigten, durch den feierlichen Kult der Heiligen Eucharistie und mit dem missionarischen Geist des heiligen Paulus“. Erst 37jährig starb dieser ganz eucharistisch geprägte katholische Reformator Norditaliens in den Armen seiner 55jährigen Mutter in seiner Heimatstadt Cremona am 5. Juli 1539. Die christliche Kunst hat ihm zur Kennzeichnung seines Wesens und Wirkens seine drei Lieblingsgegenstände in die Hände gedrückt: die Briefe des heiligen Paulus, das Kreuz und die Monstranz.

(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, S. 202-206)

Hl. Antonius von Padua

Der liebenswürdige, aus Lissabon in Portugal stammende, ursprünglich dem Augustiner-Chorherren -Orden angehörige Jünger des heiligen Franz v. Assisi, Antonius von Padua, der wegen seiner vom Geist des Evangeliums ganz durchdrungenen Predigten durch Papst Pius XII. zum Kirchenlehrer ernannt wurde, ist sicher nicht nur wegen einer sinnigen Legende, sondern vor allem wegen seiner Predigten, in denen er gegen die Albigenser die heiligen Sakramente, besonders auch das allerheiligste Altarssakrament verteidigte, ein eucharistischer Heiliger.

Zur Legende vom Maultier, das vor dem Allerheiligsten, mit dem der heilige Antonius ihm entgegenkam , die Knie beugte, ist zu sagen, dass man in Rimini an die historische Echtheit dieses Ereignisses glaubt. Es ist ja eigenartig: Siebzig Prozent der Häuser der Stadt Rimini wurden im zweiten Weltkrieg zerstört oder ganz stark beschädigt. Die kleine Kirche des Hostienwunders des heiligen Antonius am “Platz der drei Märtyrer” in Rimini aber blieb auffallenderweise unversehrt erhalten. Vielleicht hat tatsächlich der heilige Antonius schützend seine Hand darüber gehalten.

 

Der “Platz der drei Märtyrer” in Rimini war einst von grossen Palästen umgeben. In einem davon wohnte damals in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts ein Mann namens Bonvillo, einer der Honoratioren der Stadt, hartherzig und ungläubig, vor allem in bezug auf die reale Gegenwart Christi in der Heiligen Eucharistie. So erzählt der aus der Diözese Limoges gebürtige Minorit Rigaud, der Pönitentiar des Heiligen Stuhls unter Papst Johannes XXII. in Avignon war, 1317 Bischof von Tr6guier wurde und 1323 starb. Nach Rigaud forderte der heilige Antonius, als er in Rimini Missionspredigten hielt, den genannten Bonvillo auf, wie die übrigen Bürger der Stadt an die reale Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament zu glauben. Dieser aber erklärte, nur ein Wunder könne ihn dazu bringen. Auf das hinauf habe der heilige Antonius zu Bonvillo gesagt: “Gib deinem Maultier drei Tage lang nichts zu fressen; dann bring es hierher; du wirst ihm eine Metze Hafer und ich das Allerheiligste vorhalten, und du wirst sehen, es kniet eher nieder, als dass es vom Hafer frisst.” Als der Tag gekommen war, zelebrierte der heilige Antonius auf dem “Platz der drei Märtyrer” die heilige Messe. Das Maultier wurde vorgeführt. Antonius hielt ihm die konsekrierte Hostie vor, während der Ketzer Bonvillo ihm die Metze Hafer hinstreckte. “Und, o Wunder, das ausgehungerte Tier” – so berichtet Rigaud – schritt gemessenen Schrittes, als ob es Vernunft besässe, zum Leib des Herrn hin und beugte vor dem heiligen Antonius, der die Hostie hielt, ehrfurchtsvoll die Knie” …

 

Selbst wenn es bei diesem Hostienwunder des heiligen Antonius nur um eine schöne, fromme Legende ginge, so gilt jedenfalls, was der protestantische Theologe Walter Nigg in seinem Buch “Unvergängliche Legende” 103) geschrieben hat: “Nichts ist kurzsichtiger, als die Heiligenlegende geringzuschätzen, über sie hochmütig die Nase zu rümpfen und von ranziger Butter zu sprechen… Dem Inhalt nach bergen die Legenden wahre Goldkörner in sich, sie sind von einer erstaunlichen Tiefsinnigkeit und wissen um jene heimliche Weisheit, die höher ist als alle Vernunft. Die Legenden enthalten unter ihrem oft unscheinbaren Gewand jene geistige Schönheit, die mit dem Guten eins ist und den Menschen einen kraftvollen Lebens- und Glaubensmut vermittelt.” Mindestens darf man dies sagen: “Selbst wenn es beim Hostienwunder des heiligen Antonius nur um eine Legende gehen sollte, kann uns diese Legende vom Maultier, das vor der Heiligen Eucharistie in den Händen des heiligen Antonius niederkniete, darauf hinweisen: Beim Glauben kommt es darauf an, dass man seine eigene Kleinheit gegenüber der Größe Gottes und seiner Geheimnisse erkennt; das Knien ist dafür der sprechendste Ausdruck! Gerade wenn wir – wie es heute leider mehr und mehr abkommt – vor dem Allerheiligsten, vor dem Mysterium fidei’ knien , sagen wir damit: Gott ist in seinen Geheimnissen grösser als unser Verstand, grösser als unser Herz!

(+ 13. Juni 1231)

 

(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein am Rhein, 21986, S. 96-97)

P. Augustin (Hermann) Cohen

Alles für Jesus!“

P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament (Hermann Cohen)
(gest. 20. Januar 1871)

Der große Musiker Hermann Cohen, der aus dem Judentum zum katholischen Glauben konvertierte, dann Ordensmann im Orden der Unbeschuhten Karmeliten unter dem Ordensnamen Augustin Maria vom heiligsten Sakrament, Priester und gesuchter Prediger und zuletzt im deutsch-französischen Krieg als Seelsorger französischer Kriegsgefangener ein Opfer priesterlicher Nächstenliebe wurde, ist zwar kein kanonisierter Seliger oder Heiliger, er war aber sicher nach seiner Bekehrung ein heiligmäßiger, von eucharistischer Frömmigkeit geprägter Mann.

Geboren wurde er am 10. November 1820 in Hamburg als Sohn jüdischer Eltern. Der Vater war ein reicher jüdischer Bankier. Frühzeitig bekundete der Knabe ein ganz außerordentliches Talent für Musik. Im Alter von 12 Jahren konnte er sein erstes öffentliches Konzert auf dem Piano geben. Im Jahre 1834 kam er nach Paris, wo er sich unter der Leitung von Franz Liszt in der Musik vervollkommnete und bald der Liebling der großen Salons in Paris wurde. Durch Franz Liszt kam Hermann Cohen in Berührung mit der bekannten Schriftstellerin George Sand. Er las mit Begeisterung deren Romane, in denen den Grundsätzen des christlichen Glaubens und christlicher Sittlichkeit der Krieg erklärt wurde. Die Wirkung auf den jungen Hermann Cohen blieb nicht aus. Denn er schrieb selber später an seinen aus dem Judentum zum katholischen Glauben konvertierten Freund und Ratgeber Alfons Maria Ratisbonne: „Aufgeblasen durch meine Erfolge, besaß ich alle Laster; ich begeisterte mich immer mehr für philosophische Neuerungen und suchte überall jene vergifteten Lehren, mit denen ich in der Jugend genährt worden war, in Aufschwung zu bringen und für sie zu werben. Die Priester waren mir der Gesellschaft feindliche Wesen, hauptsächlich die Mönche sah ich als Ungeheuer an, die man wie Menschenfresser meiden müsse.“ Hermann Cohen gab sich den wildesten Leidenschaften so ungehemmt hin, dass seine Familie darüber fast in Verzweiflung geriet. Wahre Befriedigung fand er freilich in diesem tollen Genussleben nicht. Eine beständige seelische Unruhe trieb ihn.

Wie dann die Bekehrung des gefeiertesten Pianisten seiner Zeit, der alle religionsfeindlichen Ideen energisch vertrat und propagierte, eingeleitet und zu Ende geführt wurde, berichtet Cohen selber im Brief an Alfons Maria Ratisbonne: An einem Freitag im Mai des Jahres 1847 liess ihn der französische Marschall Ney bitten, für ihn die Leitung eines Chores in der Kirche Saint Valère zu übernehmen. Im Augenblick, als der Segen mit dem Allerheiligsten gegeben wurde, fühlte ich zum ersten Mal eine sehr lebhafte, aber unbeschreibliche Aufregung in meiner Seele. Am darauffolgenden Freitag hatte ich dieselbe Empfindung, jedoch viel stärker noch, und ich fühlte, wie eine bedeutende Last auf meinen ganzen Leib drückte und mich nötigte, mich zu verneigen und mich sogar gegen meinen Willen tief zur Erde zu beugen.

Der Mai ging mit seinen Andachten zu Ehren der Gottesmutter vorüber, aber Hermann Cohen fuhr fort, die Kirche von Saint-Valère zu besuchen, und zwar sonntags, um der heiligen Messe beizuwohnen. In der Bibliothek eines Freundes hatte er damals ein altes Gebetbuch gefunden, das ihn sehr interessierte und mit neuen Ideen erfüllte. Die Unruhe, die sich jetzt seiner Seele mit bisher noch nie empfundener Gewalt, die immer noch stärker wurde, bemächtigte, trieb ihn an, seinen Widerstand dagegen zu überwinden und sich mit einem Priester zu besprechen. Von

diesem erhielt er ein Lehrbuch des katholischen Glaubens zum Lesen. Seinem gewohnten Leben vermochte er in dieser Zeit noch nicht zu entsagen.

Anfang August 1847 reiste Hermann Cohen nach Ems, um dort ein Konzert zu geben. Am Sonntag nach seiner Ankunft in Ems – es war der 8. August 1847 – ging er in die Kirche, um die heilige Messe zu hören. Hier kam nun – wie einst über Saulus vor Damaskus – Gottes Gnade über ihn. Er schrieb darüber an Alfons Maria Ratisbonne wörtlich so: „Ich begab mich zur Messe; da fesselten wie immer die Zeremonien meine Aufmerksamkeit; aber nach und nach fingen die Gebete des heiligen Opfers, die Gesänge, die zwar unsichtbare, aber doch von mir gefühlte Gegenwart einer übermenschlichen Macht an, mich in eine eigenartige Aufregung und Verwirrung, ja in eine heilige Furcht zu versetzen; mit einem Wort: es gefiel der göttlichen Gnade, sich mit aller Gewalt über mich zu ergießen. Bei der Erhebung der heiligen Hostie (während der heiligen Wandlung) fühlte ich mit einem Male meine Augen in eine Flut von Tränen ausbrechen, die in wohltuender Fülle unaufhörlich über meine Wangen rannen. 0 glückseliger Augenblick, o Augenblick, ewig denkwürdig für meine Seele! Du hast noch nicht aufgehört, meinem Geist gegenwärtig zu sein mit all den himmlischen Empfindungen, die du mir von oben her gebracht hast. Selbst jetzt noch rufe ich den allmächtigen und barmherzigen Gott inbrünstig an, er wolle mir verleihen, dass die süße Erinnerung an deine Schönheit ewig meinem Herzen eingegraben bleibe mit den unaussprechlichen Malen eines Glaubens, mit all den Gnadenerweisungen – und einer Erkenntlichkeit, die dem Maß der Wohltaten entspricht, mit denen Gott sich mich zu überhäufen herabgelassen hat. Ohne Zweifel fühlte ich, was der heilige Augustinus im Garten von Cassiacum fühlen musste in jenem Augenblick, als er jenes denkwürdige ‚Tolle, lege!‘ vernahm, und was Sie, mein teurer Pater (Alfons Maria Ratisbonne) in der Kirche (Sant‘ Andrea delle fratte) zu Rom am 20. Januar 1842 fühlen mussten, als die seligste Jungfrau sich herabliess, Ihnen zu erscheinen.

Ich erinnere mich, in meinen Kinderjahren bisweilen geweint zu haben, aber nie, nie waren mir solche Tränen bekannt wie jetzt. Während sie herniederrannen, fühlte ich die bohrendsten Gewissensbisse über mein vergangenes Leben; plötzlich, wie von selbst, wie durch inneres Schauen, fing ich an, in aller Eile innerlich Gott eine allgemeine Beichte abzulegen über all die ungeheuren Fehltritte, die ich seit meiner Jugend begangen hatte; ich sah sie aufgeschlagen vor mir zu Tausenden, abscheulich, wie sie einander drängten und den ganzen Zorn des ewigen Richters verdienten. Bald jedoch folgte hierauf eine von mir bisher nie empfundene Beruhigung der Seele, dass der barmherzige Gott mir verzeihen werde, dass er seinen Zornesblick von meinen Vergehen abwenden und Mitleid mit meiner aufrichtigen Zerknirschung haben werde… Beim Verlassen der Kirche von Ems war ich an diesem Sonntag eigentlich schon so weit Christ, als man es sein kann, wenn man die heilige Taufe noch nicht empfangen hat.“

Am 28. August 1847, am Fest des heiligen Augustinus, empfing Hermann Cohen in der Kapelle Unserer Lieben Frau von Sion in Paris die heilige Taufe. Nach der heiligen Taufe, in der er sich wie von einem elektrischen Schlag getroffen in Verzückung versetzt fühlte und eine Christusvision erlebte, spürte er einen ganz tiefen Frieden in seinem Herzen. Er wollte fortan nichts anderes mehr tun als nur den Wahlspruch verwirklichen, den er von da an an die Spitze seiner Briefe zu schreiben pflegte: „Alles für Jesus!“

Am 8. September 1847 empfing er die erste heilige Kommunion, am 3. Dezember des gleichen Jahres wurde er vom Erzbischof von Paris gefirmt. Schon im folgenden Jahr stiftete er den Verein zur nächtlichen Anbetung des heiligsten Altarssakramentes. Zu Ehren desselben komponierte er auch Gesänge. In der Vorrede zu denselben schrieb er: „0 angebeteter Jesus, lass meine Lieder sich vereinen mit den Hymnen, die Dir in Paris gesungen werden! Denn in dieser großen Stadt hast Du, verborgen unter dem Schleier der Heiligen Eucharistie, mir die ewigen Wahrheiten enthüllt; und das erste Geheimnis, das Du mir da geoffenbart hast, war Deine wirkliche Gegenwart im heiligsten Sakrament… Wenn ich dann so laut um die Taufe gebeten habe, geschah es nicht hauptsächlich deshalb, um mich mit Dir vereinigen zu können?… Dieses göttliche Fleisch (im heiligsten Sakrament) bildete mich in einen neuen Menschen um; dieses wunderbare Gnadenmittel schützte mich gegen die Angriffe einer verführerischen Welt; dieser Schatz zog mich weg von allem, was mich früher gefesselt hielt.“

Noch vor seiner Taufe hatte Hermann Cohen den Entschluss gefasst, sich Gott im Priesterberuf zu weihen. Nach langen Gebeten und Betrachtungen vor dem Allerheiligsten aber entdeckte er zu allererst seinen Beruf zum Ordensstand. Um diesen erreichen zu können, musste er zuvor seine bedeutenden Schulden bezahlen. Durch rastlose Arbeit und große Entbehrungen wurde es ihm möglich, innerhalb von zwei Jahren diese Schulden zu tilgen. Nach Christi Himmelfahrt 1849 machte er geistliche Exerzitien und fasste dabei den Entschluss, Karmelit zu werden. Am 6. Oktober 1849 wurde er eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Frater Augustin Maria vom allerheiligsten Sakrament. Am 7. Oktober 1850 legte er die Profess ab, am Karsamstag 1851 wurde er zum Priester geweiht.

Nun wirkte er mit grosser Wortgewalt als Prediger und Volksmissionar in allen Provinzen Frankreichs und hatte staunenswerte Erfolge. Die Wirkung seiner Predigten wird in allen Berichten als eine ganz außerordentliche geschildert. Die Kirchen, in denen er die Kanzel bestieg, waren stets überfüllt; zahlreiche Bekehrungen, namentlich auch unter den ehemaligen jüdischen Glaubensgenossen waren die Frucht der Predigten von P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament. Eine seiner Eroberungen war die Konversion der ausgezeichneten jüdischen Brüder Joseph und Augustin Lehmann in Lyon 1854, die ebenfalls seeleneifrige Priester wurden, und die Konversion des Juden Bernhard Bauer, der ebenfalls wie P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament Karmelit wurde. Auch die Konversion zweier seiner Geschwister, einer Schwester und eines Bruders, erreichte der fromme Karmelit durch seine Wortgewalt und sein Gebet. Besonders entflammt schien er, wenn er über das heiligste Altarssakrament zu predigen hatte. Dann gehörte er gewissermassen nicht mehr sich selber an, sondern stand ganz unter dem Einfluss dessen, der seine Gnade wunderbar über ihn ergossen hatte. In vielen Städten Frankreichs führte er bei den Volksmissionen die nächtliche Anbetung des Allerheiligsten ein.

Nachdem er in London eine Niederlassung seines Ordens gegründet hatte, kehrte er nach Frankreich zurück und war hier weiterhin eifrig tätig.

Auch sein Musiktalent stellte er noch weiter in den Dienst der Heiligen Eucharistie; er komponierte eine dreistimmige Messe und mehrere Sammlungen religiöser Lieder.

Als Seelsorger französischer Kriegsgefangener starb P. Augustin Maria vom heiligsten Sakrament am 20. Januar 1871 in Spandau an den Pocken als Opfer seines Berufes. Sein Leib ruhte bis 2008 auf dem alten Domfriedhof in Berlin, inzwischen wurde er in das Karmeliterkloster Broussey unweit von Bordeaux überführt. Dort ruht er in der Klosterkirche.

Hl. Benedikt Josef Labre

War die Liebe Benedikts zu Jesus im heiligsten Sakrament eine so außerordentliche, dass man ihn allgemein “den Liebhaber des göttlichen Sakramentes” nannte, so belohnte Gott diese Liebe auch auf eine außerordentliche, unerhörte Weise. Wir haben gehört, dass es seine einzige Wonne war, vor dem allerheiligsten Sakramente oft Stunden und Tage lang zu beten. Zwei Jahre vor seinem Tode nahm er seinen Aufenthalt im Spital, wo er mit dem Verwalter und dem Hausmeister ein Zimmer bewohnte.

 

Viele Augenzeugen haben eidlich erhärtet, dass sie ihn in mehreren Kirchen, wo das allerheiligste Sakrament bei Gelegenheit des vierzigstündigen Gebetes auch während der Nacht ausgesetzt war bewegungslos und ganz außer sich bis nach Mitternacht im Gebete haben knien sehen, während er sich zugleich im Zimmer des Hospitals bei dem Hausmeister befand.

 

Er konnte nicht ausgehen, als bis am Morgen die Tore des Spitals geöffnet wurden. Der Hausmeister vertraute niemand die Schlüssel an. Benedikt verlangte niemals, während der Nacht das Spital zu verlassen und es wäre ihm wie den übrigen Bewohnern des Spitals nicht erlaubt worden und dennoch wurde er in mehreren Kirchen bis nach Mitternacht vor dem Allerheiligsten kniend gesehen.

 

Das erste Mal wurde er gesehen in der Kirche der heiligsten Dreifaltigkeit, das zweite Mal in der Klosterkirche des heiligen Ambrosius von Morgen an den ganzen Tag bis drei Stunden nach Sonnenuntergang. Die Priester an dieser Kirche verwunderten und erbauten sich und insbesondere der Sakristan, der ihn nicht kannte und anfänglich glaubte, er wäre ein Dieb, der nur auf eine gelegene Zeit warte, um zu stehlen. Als er seine Gebetsstunde vor dem heiligsten Sakramente hatte, beauftragte er einen anderen Geistliche, über jenen armen Mann zu wachen. Dieser vollführte seinen Auftrag, wusste jedoch nicht, was er denken sollte, denn er war mehr geneigt, jenen Armen für einen Heiligen, als für einen Dieb zu halten. Als die Gebetsstunde des Sakristans vorüber war, hörte er von dem Geistlichen, dass der arme Mann, solange er in der Kirche geblieben war, stets ruhig und andächtig gewesen und dass er nach der dritten Stunde der Nacht die Kirche verlassen habe. Drittens wurde Benedikt vor dem allerheiligsten Sakrament gesehen bei Gelegenheit des vierzigstündigen Gebetes in der Kirche St. Anna in Borgo von einer Stunde vormittags bis nach Sonnenuntergang und derjenige, welcher ihn beobachtete, bemerkte nicht, dass er weggehe, er bezeugte nur, dass er ihn, als er selbst nach Sonnenuntergang aus der Kirche gegangen war, ihn in andächtiger Betrachtung verlassen habe.

 

Daraus geht hervor, dass Benedikt wie der heilige Franz Xaver und der heilige Alfons Liguori die Gnade hatte, zu gleicher Zeit an zwei Orten zu erscheinen; denn seine Anwesenheit im Spital in jeder Nacht ohne Ausnahme ist eidlich und durch mehrere glaubwürdige Personen bezeugt.

 

(mit leichten sprachlichen Veränderungen entnommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 570-571)

Hl. Bernhard von Clairvaux

Der heilige Bernhard siegte durch die Macht der hochheiligen Eucharistie… über das verstockte und verhärtete Herz eines großen Sünders

 

Wilhelm, Herzog von Aquitanien, war in der Pracht eines glänzenden Hofes erzogen worden und zeigte schon im zartesten Alter einen unbiegsamen Charakter und eine Unheil verkündende Neigung zum Bösen. Nachdem er Herr seiner selbst und seiner Lande geworden, war er schon im jugendlichen Alter einer der mächtigsten und reichsten Fürsten Frankreichs. Er war von riesenhafter Gestalt, schön und voll Kraft. Kaum begnügte er sich bei einer Mahlzeit mit dem, was für acht kräftige und rüstige junge Männer hingereicht hätte. Er konnte nicht leben, ohne Krieg zu führen, und wenn auch Friede war, so nötigte er seine Vasallen, sich miteinander zu schlagen. Er war also hinsichtlich seiner Neigung zum Kriege ein zweiter Nimrod; hinsichtlich des vielen Fleisches, das er verzehrte, ein zweiter Bel; hinsichtlich seiner Verbrechen und Blutschande ein zweiter Herodes; denn er hielt drei Jahre lang die Frau seines eigenen Bruders gewaltsam bei sich zurück und rühmte sich wie die Bewohner von Sodoma seiner Untaten. Zugleich war er auch das Haupt einer Partei, welche den rechtmäßigen Papst nicht anerkennen wollte.

 

Zu diesem Mann der Sünde nun wurde vom Papst Innozenz II. der heilige Bernhard gesandt, um ihn zu bekehren und zur Aussöhnung mit der Kirche zu bewegen. Der heiligen Bernhard reiste im Jahre 1131 aus seinem Kloster zu Clairvaux ab, kam glücklich auf den Gütern des Herzogs an, und stieg in einem Kloster seines Ordens in Chatellier ab. Von da aus schrieb er einen Brief an den Herzog mit der Bitte, er möge zu ihm kommen. Und siehe da , der mächtige Fürst kommt zum Erstaunen Aller, bleibt sieben Tage bei dem Mann Gottes und kehrt in sein Schloss zurück mit dem eidlichen Versprechen, in seinen Ausschweifungen inne zu halten und Buße zu tun.

 

Doch kaum war er in seinen Palast zurückgekehrt, so lieh er einem hinterlistigen Ratgeber sein Ohr, ward gleichgültig und fiel wieder in sein Altes gottloses Leben zurück, ja sein Zustand war jetzt noch schlimmer. Um seine Gewissensbisse zu ersticken, überließ er sich seinen Leidenschaften mit noch größerer Wut und wollte von einer Versöhnung mit der Kirche und ihrem rechtmäßigen Oberhaupt nichts mehr wissen.

 

Der Heilige wurde darüber tief betrübt und wartete auf eine gelegene Zeit, wo er das Werk der Bekehrung dieses Sünders wieder von Neuem beginnen könne. Endlich glaubte er, dass der Zeitpunkt hiezu gekommen sei. Er begab sich mit dem Legaten des Papstes nach Aquitanien und lud den Herzog zu einer Zusammenkunft ein. Dieser erschien auch, wurde auf’s Neue von den Worten des Heiligen erschüttert, wollte aber von einer Aussöhnung mit dem Papst nichts wissen und die Bischöfe, welche er vertrieben hatte, nicht wieder einsetzen.

Da griff der Heilige zu dem Mittel des Gebetes und beschloss Gott allein in dieser Sache handeln zu lassen. An dem Tage, wo wieder eine Unterredung stattfinden sollte, hielt der Heilige das Hochamt, Herzog Wilhelm war auch zugegen. Mitten in der heiligen Messe hält Bernhard plötzlich inne, legt die hochheilige Hostie auf die Patene, steigt mit glühendem Antlitz und funkelnden Augen von den Stufen des Altares herab und wendet sich mit festem Schritt und mit den Worten zum Fürsten: “Wir haben Bitten genug verschwendet, doch du hast uns verachtet; mehrere Diener Gottes haben sich mit uns verbunden, um ihr Flehen mit dem unserigen zu vereinen; du hast dir nichts daraus gemacht. Nun kommt der Sohn der Jungfrau, den du verfolgst, das Oberhaupt und der Herr der Kirche, der Richter, in dessen Namen jedes Knie im Himmel, auf Erden und in der Hölle sich beugt!… In seine Hände, in die Hände des Rächers aller Bösen, wird die Seele fallen, die dich belebt. Wirst du ihn auch verachten?”

 

Der Heilige schwieg. Stille herrschte unter der auf den Knien liegenden Menge; Tränen und Bestürzung der Anwesenden zeugten von ihrem Schrecken; mit Angst erwartete jedermann das Ende eines so unerhörten Verfahrens, das eine plötzliche Offenbarung der göttlichen Macht zu sein schien. Der erschrockenen Fürst konnte kein einziges Wort hervorbringen; seine Knie zitterten und wankten; er sank zu Boden und als seine Wachen ihn aufhoben fiel er auf’s Neue hin und stieß ein erschütterndes Geschrei aus.

 

Jetzt berührt ihn der Heilige, befiehlt ihm durch ein Zeichen, sich aufzurichten und spricht mit feierlicher Stimme: “Gehe und versöhne dich mit dem Bischof von Poitiers, den du von seinem Sitz vertrieben hast; gib ihm den Friedenskuss, führe ihn selbst in die Kirche und erzeige ihm so viel Ehre als du ihm Schmach angetan hast; rufe die, welche durch Zwietracht von der Kirche sich getrennt haben, wieder zur katholischen Einheit zurück und sei dem Papst Innozenz gehorsam, den Gott auf den Stuhl des heiligen Petrus gesetzt hat.”

 

Der Herzog, von der Kraft des heiligen Geistes besiegt, tat alles, was der Heilige ihm befahl und war von nun an wie umgewandelt. Von Gewissensbissen verzehrt, von Tränen gerührt, von Buße abgemagert, beschloss er, sein irdisches Leben mit der Sühne eines heiligen Todes zu endigen. Er verzichtete auf alle seine Besitztümer, begab sich, 38 Jahre alt, in eine Einöde und beschloss in strenger Buße und in Übung aller christlichen Tugenden sein Leben.

 

(Entnommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 180-182)

Hl. Crescentia von Kaufbeuren

“Der göttliche Wille und das heiligste Altarssakrament sind mein Himmel auf Erden”
“Dass sich viele Menschen in den Kirchen so unwürdig benehmen und auch sonst so lau dahinleben, kommt einzig und allein daher, dass der liebende Glaube ihnen fehlt, sonst wäre es unmöglich, dass ein Mensch gegenüber seinem Gott so gleichgültig würde … Wenn wir mit leiblichen Augen sehen könnten, wie die heiligen Engel, die doch reine Geister sind, vor dem allerheiligsten Altarssakrament mit größter Ehrfurcht und tiefster Demut auf ihrem Angesicht liegen und zittern, wie würden wir da als sündige Menschen wagen, uns unwürdig und unehrerbietig vor dem höchsten Gott zu benehmen. Wenn wir aber schon die heiligen Engel tritt den irdischen Augen nicht sehen, so könnten wir dies doch jederzeit mit den Augen der Seele durch unseren Glauben.”

Überholte “Tabernakelfrömmigkeit”?
Crescentia und die eucharistische Anbetung

Ansprache anläßlich der 33. Wallfahrt der Augsburger Pilger nach Kaufbeuren am 12. Juli 1981 von Domkapitular Msgr. Dr. Karl Heinz Braun, Augsburg (heute emeritierter Erzbischof von Bamberg)

In diesem Jahr fand in Lourdes der 42. Eucharistische Weltkongress statt. Tausende katholischer Christen versammelten sich um die heilige Eucharistie und wurden sich neu bewusst, dass uns im Sakrament des Altares das Brot für das Leben der Menschen und die Hoffnung auf eine neue Welt geschenkt ist. Die Feier dieses Kongresses will uns ein Anruf sein: Wie steht es um unsere Wertschätzung der heiligen Eucharistie? Welche Auswirkungen hat sie auf unser Leben? Was bedeutet uns – und darauf wollen wir uns in dieser Stunde besinnen – die Anbetung des eucharis- tischen Herrn?

Anbetung Gottes ist das Ziel der gesamten Schöpfung und Weltgeschichte. Auch der “aufgeklärte” Mensch von heute betet etwas an. Der Materialismus hat die Anbetung nicht aufgehoben, er hat sie nur verschoben – vom Schöpfer weg hin zum Geschöpf, zum Geschaffenen. Ein teurer Wagen, ein Spitzensportler, eine moderne Ideologie, Gesundheits- und Jugendkult, Luxus, Fortschritt, Leistung und Erfolg? – sind dies nicht zeitgenössische Formen von Anbetung, Anbetungsidole?

Doch auch in den Götzendienst unserer Tage hinein spricht der Herr – wie zu Beginn seines Auftretens: “Weiche, Satan, es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, allein sollst du anbeten und ihm allein dienen!” (Mt 4,10). Die Anbetung Gottes steht an erster Stelle. Der Glaubende beugt sich in Freiheit vor der Größe des Schöpfers; er überantwortet sich dem heiligen Gott in Liebe und Dankbarkeit, vollkommen und unwiderruflich: er betet an.

Anbetung – ein Mauerblümchen?

Anbetung Gottes, ist dies heutzutage nicht ein ungewohntes Wort und ein vernachlässigtes Mauerblümchen – auch unter Christen? Wieviele sind es, die sich vor Gottesdienstbeginn nicht gleich hinsetzen, sondern zunächst einmal ihre Knie beugen und anbeten? Wieviele nehmen sich noch nach der Eucharistiefeier Zeit zu einer – früher fast selbstverständlichen – anbetenden Danksagung? Ist nicht der Einsatz für die Unterdrückten und Notleidenden, ist nicht caritative, soziale und politische Aktivität des Christen das Gebot der Stunde? Heißt nicht, dem Mitmenschen dienen, Gott anbeten?

Fragen über Fragen! Es wäre viel dazu zu sagen. Ein russisches Sprichwort mag zum Nachdenken anregen. Es lautet: “Nirgendwo ist mehr Menschlichkeit als dort, wo man Gott anbetet”. Ja, die Hände, die sich zum Herrn wenden, wenden sich auch zum Nächsten hin. Die Knie, die sich vor Gott beugen, beugen sich auch nieder zum zerschundenen und leidenden Mitmenschen. Das Herz dessen, der den Schöpfer anbetet, schlägt auch für seine Geschöpfe.

Das Messopfer – Zentrum der Anbetung

Wo aber hat die Anbetung ihr Zentrum, ihre lebendige Mitte? Altar und Tabernakel geben Antwort; sie weisen uns auf die heilige Eucharistie. Das Messopfer ist Verherrlichung des Vaters durch die vollkommene Hingabe des Sohnes. Er ist die menschgewordene Anbetung Gottes. In der Feier der Eucharistie vereinigen wir uns mit Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, und beten “durch ihn und mit ihm und in ihm” den Vater an.

Die Messe würde jedoch zum Leerlauf, wenn wir dabei die andere Dimension der Eucharistie übersähen oder gar verdrängten, nämlich die Anbetung des unter Brotsgestalt verborgenen Herrn nach der heiligen Messe. Dann wären unsere Kirchen nur noch Museen und unsere Tabernakel nur noch Behältnisse, in denen die übriggebliebenen Hostien aufbewahrt werden. Unsere Kirchen sind jedoch nicht Räume, in denen in der Frühe eine Feier stattfindet und die dann für den Rest des Tages “funktionslos” bleiben sollen. Und die restlichen Hostien sind eben nicht nur “Mahlreste”.

Nein, Jesus Christus ist hier gegenwärtig als wahrer Gott und wahrer Mensch – gegenwärtig in einer unseren Sinnen verborgenen Weise: Sie liegt zwischen dem Irdisch-Geschichtlichen und der jenseitigen Vollendung, sie stellt die lebendige Brücke zwischen dem historischen Jesus und dem erhöhten Herrn dar, sie bedeutet den Übergang vom Diesseits zum jenseits.

Und weil Christus wirklich im Tabernakel gegenwärtig ist, können wir ihm hier persönlich begegnen. Diese Begegnung steht im Zeichen des Opfergeschehens der heiligen Messe; sie ist geprägt vom Kreuzestod des Herrn, der uns in seine Hingabe an den Vater hineinnehmen will. Die eucharistische Anbetung besteht deshalb zutiefst darin, sich mit Jesus zur Opfergabe für den Vater zu machen.

“Unsere Anbetung sollte nie aufhören”

Papst Johannes Paul II. erklärte in seinem Schreiben zum Gründonnerstag 1980: Die Verehrung der heiligsten Eucharistie “soll unsere Kirchen auch außerhalb der Messzeiten füllen”. Der Heilige Vater erinnerte an das “persönliche Gebet vor dem Allerheiligsten”; denn: “In diesem Sakrament der Liebe wartet Jesus selbst auf uns. Keine Zeit sei uns dafür zu schade, um ihm dort zu begegnen … Unsere Anbetung sollte nie aufhören” (“Über das Geheimnis und die Verehrung der heiligsten Eucharistie”, 24. Februar 1980, Nr. 3).

Um der Liebe willen darf man sich Zeit nehmen und diese sogar “verschwenden”. Echte Liebe sucht die Nähe des Geliebten. Die Liebe zu Jesus im Tabernakel lässt sich nicht betören von dem Vorwand, man wolle keine Zeit verlieren, weil diese besser auf äußere gute Werke verwendet werden sollte. In einer materialistischen Umgebung, wo Leistung und Erfolg ausschlaggebend sind, besteht diese Versuchung ständig. Sie kann unseren Glauben an die Gegenwart des Herrn im Altarssakrament unterhöhlen und deren Wertschätzung schwächen.

Stimmt es nicht traurig: Jesus weilt im Tabernakel unter uns und viele achten seiner nicht! An alles denken sie untertags, für alles haben sie Zeit und Interesse, nur gegenüber dem Herrn im Altarssakrament sind sie “knauserig”. Wenn wir um einen gütigen und weisen Menschen wissen, dessen Herz allzeit offen ist für uns, der mit Rat und Tat hilft, wo immer er kann, da zögern wir nicht lange, ihn aufzusuchen, da ist uns keine Mühe zu groß und kein Weg zu weit. Und doch ist auch er nur ein begrenztes Geschöpf.

Im Tabernakel wartet nicht ein schwacher Mensch auf uns, sondern der allmächtige Sohn Gottes, unser göttlicher Bruder und Freund. Er gab für jeden von uns am Kreuz sein Letztes; er will jetzt unser Trost, unser Friede, unsere Kraft sein. Ist es nicht Torheit, ein solches Angebot auszuschlagen?

“Hier wohn‘ ich in meinem ird’schen Haus, hier teil‘ ich unzählige Gnaden aus: Doch du gehst kalt vorüber! Mich zog der Liebe Allgewalt herab in schlichte Brotsgestalt: Und du – gehst kalt vorüber! Ich weile Tag und Nacht bei dir, um dich zu zieh’n herauf zu mir: Doch du – gehst kalt vorüber!”

Sicher, keiner, dem es mit seinem Glauben ernst ist, will “kalt” am Tabernakel vorübergehen. Für ihn gilt trotz aller bedrängenden Vielfalt an Arbeiten, Aufgaben, Terminen und Verpflichtungen: Liebe macht erfinderisch! Doch, so könnte einer fragen, kann man die eucharistische Anbetung nicht schon in der Zeit des Kommunionempfanges verwirklichen? Reicht nicht der gute Wille, den Alltag zur Danksagung und Anbetung zu machen? Wirkt nicht die Kraft der Eucharistie von selbst – automatisch – in mir, wenn ich nur redlich meine Pflichten erfülle?

“Aktion und Kontemplation”

Die Feier der heiligen Messe weist über sich hinaus zum dankenden Gedenken dessen, “was Großes der Herr an mir getan hat.” Das Essen und Trinken der Eucharistie will sich weiter entfalten – es drängt dazu, diesem Geschehen die Weite meines Herzens, ja meiner gesamten Existenz zu öffnen, damit sie “durchströmt” wird von der Kraft und von dem Licht des “Allerheiligsten”. “Aktion und Kontemplation” lautet ein Leitwort junger Christen. “Lebendige Mitfeier und anbetende Verehrung der Eucharistie” könnten wir ähnlicherweise sagen. Wir müssen geistig, innerlich realisieren, was uns im heiligen Opfermahl sichtbar zuteil geworden ist. Dann werden wir auch die heilige Kommunion mit viel mehr Ehrfurcht und mit größerer Fruchtbarkeit empfangen.

Freilich, die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie ist ein Prüfstein unseres Glaubens. Nicht allein die Tatsache, dass wir mit unseren Augen nur ein schlichtes Stück weißes Brot sehen, mag uns Schwierigkeiten bereiten, wohl mehr noch dies: Jesus Christus in der Hostie schweigt, während das Leben so fordernd und laut ist, so voller Aktivität und Leistung, während die Menschen ihn doch sehr bräuchten, ihn sehen und hören müßten. Ist dieses schweigende Verborgensein des Herrn nicht unserem modernen Lebensgefühl total zuwider, gehen Welt und Eucharistie nicht in entgegengesetzte Richtungen?

Man braucht Glauben und Mut, um gegen den Strom der äußeren Dinge vor dem eucharistischen Herrn zu verharren, zu schweigen und anzubeten. Aber wer dies tut, der wird inne: Hier im Tabernakel ist Jesus da als einer, der ganz und gar bei mir ist. Mehr noch, in ihm ist alles, was ich erfahre und erlebe, aufgehoben; denn er hat ein menschliches Herz angenommen und mit diesem die Last aller Zeiten und Menschen.

Ruhe und Frieden

Deshalb kann ich vor dem Tabernakel das ganze Leben einbringen: die Anliegen der Kirche, die vielfältigen Nöte der Welt; alle Menschen, die mich begleitet haben oder noch um mich sind; die Aufgaben, die anstehen sowie die ungelösten Fragen, die unverwirklichten Pläne; mich selbst in aller Armut und Einsamkeit, im Verlangen nach Erfülltsein. Dies alles lege ich zurück in die Hände des Herrn, der auch heute noch einlädt: “Kommet alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen” (Mt 11,28).

Wir dürfen sicher sein, keiner, der sich lauteren Herzens beim eucharistischen Herrn einfindet, bleibt ohne dieses Geschenk der Ruhe, des Friedens und der Erquickung. In aller Hektik und Ungeborgenheit des Lebens kann das Schauen, Betrachten und Beten vor dem Allerheiligsten zur “Heimat” werden – so wie dies in der Erfahrung eines schlichten Beters zum Ausdruck kommt. Er gab, nach dem Sinn seines Verweilens vor dem Tabernakel gefragt, zur Antwort: “Ich schaue ihn an, und er schaut mich an.”

Hier im Strahlkreis des eucharistischen Herrn bestärken wir jene Haltung, die den echten Christen ausweist: für Christus leben und aus Liebe zu ihm für die Mitmenschen; denn wenn wir Jesus im Tabernakel als jenen erfahren, der ganz für uns da ist, kann dann unsere Antwort anders lauten, als dass auch wir für den Herrn da sind und mit ihm für die anderen? Das ist der “Weltbezug” der eucharistischen Anbetung, das ist die “soziale” Liebe, zu der sie uns drängt. “Die Eucharistie in ihrem wahren Sinn verstanden, wird von selbst zur Schule tätiger Nächstenliebe” (Johannes Paul 11., Schreiben zum Gründonnerstag 1980, “Über das Geheimnis und die Verehrung der heiligsten Eucharistie”, 24. Februar 1980, Nr. 6).

Creszentia und die Anbetung

Die Eucharistie “in ihrem wahren Sinn verstanden” hat jene große Frau, zu deren Grabe wir gewallfahrtet sind, die selige Crescentia von Kaufbeuren. Von Kindheit an zeigte sie außerordentliche Liebe zum Altarssakrament. In aller Morgenfrühe schon ging sie aus ihrem Elternhaus in die Pfarrkirche St. Martin, um dort den Heiland anzubeten. Dabei geschah es nicht selten, dass sich die Tür der noch verschlossenen Kirche ohne jedes menschliche Zutun öffnete, so dass Crescentia ohne Hindernis zum Sakramentsaltar gehen konnte. Als junges Mädchen bat sie den Herrn, er möge sie an einen Ort führen, wo sie recht nahe bei ihm “wohnen” und ihn oft “besuchen” könne. Das schien ihr die Erfüllung all ihrer Wünsche, dafür wollte sie Mühsale und Leiden gerne auf sich nehmen.

Der Heiland erhörte das Gebet Crescentias und rief sie in “sein Haus”, in das Klösterlein der Franziskanerinnen am Obstmarkt. Hier hatte sie Gelegenheit, oft vor dem Tabernakel zu beten; hier erlebte sie “Taborstunden”; hier konnte sie die Welt und auch alles Leid vergessen; hier verlor sie den Geschmack für irdische Freuden; hier vermochten sie weder Lärm und Schmerz noch Krankheit, Hitze und Kälte in der Andacht zu stören. Es kostete sie stets große Überwindung, die heilige Stätte, die “Pforte des Himmels”, wie sie sich ausdrückte, zu verlassen.

“Obwohl Crescentia” – berichtet eine Mitschwester – “sehr viel und lange Zeit bei ihrem göttlichen Seelenbräutigam auf dem Chor zubrachte, war ihr doch immer die Zeit zu kurz. Es kamen ihr die Stunden gleichsam nur wie Augenblicke vor. Oftmals hat sie gefragt, wo dieser oder jener halbe Tag hingekommen sei, der ihr nur einige Vaterunser lang gewesen zu sein schien… Es war das ihre einzige Lust und Freude, bei ihrem geliebten Herrn auf dem Chor zu sein”. In kranken Tagen erlaubte ihr die körperliche Schwäche oft kaum, sich zu bewegen; aber wenn nur irgendwie möglich, schleppte sie sich mit größter Anstrengung in den Chor oder ließ sich von den Mitschwestern dorthin tragen, um beim eucharistischen Heiland zu sein.

Das anbetende Verweilen vor dem Allerheiligsten war ihre “größte Freude”. Durfte sie doch dabei erfahren: “Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit” (Ps 16,11). So konnte Crescentia in voller Überzeugung sprechen: “Der göttliche Wille und das heiligste Altarssakrament sind mein Himmel auf Erden”.

Mit dem Herrn im Tabernakel wollte Crescentia alles teilen. Wenn Freude sie erfüllte oder Schmerz sie niederdrückte, Crescentia wusste, wo sie ihr Herz ausschütten durfte. War irgendwo ein Unglück geschehen, drohte ein Unwetter die Felder zu verwüsten, trug ihr jemand Zweifel vor und bat sie um Rat, sie war sich sicher, wo sie Hilfe und Erhörung finden konnte.

Ging Crescentia am Chor vorbei und hatte sie keine Zeit zu einer Besuchung, So kniete sie wenigstens kurz nieder, erneuerte ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Tabernakel und betete den Heiland in tiefster Ehrerbietung an. Als Oberin führte sie den Brauch ein, die Schwestern sollten beim Vorübergehen an der Kirche oder am Chor den Lobgesang der Engel sprechen: “Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott Sabaoth.” Oft grüßte Crescentia auch während der Arbeit den eucharistischen Herrn mit den Worten: “Gelobt und gepriesen sei das heiligste Sakrament des Altares.”

Gegen den Gehorsam jedoch wollte sie nicht in den Chor gehen. Als sie einst von ihrer Mitschwester Bernardine während der Arbeit aufgefordert wurde: “Komm, gehen wir und besuchen wir das heiligste Sakrament!”, antwortete sie: “Wir haben keine Erlaubnis, die Arbeit zu verlassen. Ja! Gehen wir zum Heiland, aber jetzt nur im Geiste!” Wenn Crescentia wegen Krankheit oder dringender Geschäfte nicht zur Anbetung in den Chor gehen konnte, oder wenn sie ihn aus Gehorsam verlassen musste, bat sie ihren Schutzengel, diese und jene Heilige, an ihrer Stelle den Herrn im Altarssakrament anzubeten. Von ihrer Zelle aus, die nicht weit von der Kirche entfernt war, richtete sie ihr Herz und ihre Augen immer wieder zur Stätte des Tabernakels.

Crescentia achtete sehr darauf, dass die Altartücher immer rein waren und der Altar möglichst schön geschmückt wurde. Hielt sie doch die Stätte, worauf das Brot des Lebens gelegen hatte und aufbewahrt wurde, für ihren Himmel auf dieser Welt. Trotz ihrer Liebe zur Armut scheute sie als Oberin keine Kosten, wenn es sich um die Zierde des Klosterkirchleins oder um wertvolle Geräte für den Gottesdienst handelte. Für den Heiland im Sakrament war ihr nur das Beste gut genug. Sie schätzte es als besondere Gnade, das Gotteshaus schmücken oder die Kirchenwäsche reinigen zu dürfen.

Oftmals war Crescentia über die Unehrerbietigkeit vieler Menschen gegen das Altarssakrament betrübt. Sie sagte: “Dass sich viele Menschen in den Kirchen so unwürdig benehmen und auch sonst so lau dahinleben, kommt einzig und allein daher, dass der liebende Glaube ihnen fehlt, sonst wäre es unmöglich, dass ein Mensch gegenüber seinem Gott so gleichgültig würde… Wenn wir mit leiblichen Augen sehen könnten, wie die heiligen Engel, die doch reine Geister sind, vor dem allerheiligsten Altarssakrament mit größter Ehrfurcht und tiefster Demut auf ihrem Angesicht liegen und zittern, wie würden wir da als sündige Menschen wagen, uns unwürdig und unehrerbietig vor dem höchsten Gott zu benehmen. Wenn wir aber schon die heiligen Engel tritt den irdischen Augen nicht sehen, so könnten wir dies doch jederzeit mit den Augen der Seele durch unseren Glauben.”

Fronleichnam

Fronleichnam war für Crescentia alljährlich eines der schönsten Feste. Während der nachfolgenden Fronleichnamsoktav bemühte sie sich besonders, dem “Heiland Freude zu machen”. Der Donnerstag, der Einsetzungstag der Eucharistie, galt ihr als der liebste Tag der ganzen Woche. “O Donnerstag, O Wundertag, O süßer Liebestag, da Gott sich uns zur Speise hingegeben!”

In der Zeit nach der heiligen Kommunion konnte sich Crescentia nicht genugtun im Danken, im Bitten, im Anbeten, und sie mußte sich buchstäblich losreißen, wenn der Gehorsam sie zur Arbeit rief. Sie gestand aber, dass ihr Herz weiter Anbetung hielt, wenn auch ihre Hände mit anderen Dingen beschäftigt waren. Davon zeugt folgende Begebenheit: Crescentia mußte einmal zur Besorgung einiger Geschäfte mehrmals vor dem Allerheiligsten vorbeigehen, ohne dort bleiben zu können. Sie konnte nur das Stoßgebet wiederholen: “Mein Gott, aus Liebe zu dir und aus Gehorsam.” Als sie dann zum letzten Mal an dem Altar vorbeiging, sah sie über dem Tabernakel viele Flämmchen schweben. Sie stutzte und fragte den Heiland, was dies bedeute. “Das sind”, vernahm Crescentia, “die Seufzer der Liebe, die du im Vorbeigehen zu mir gerichtet hast.”

Crescentias Verehrung des eucharistischen Herrn wirkte sich auch in ihrer Liebe zum Nächsten aus. Sie setzte in die Tat um, worum sie betete: “Mein höchstes Gut, ich will dich hier in meinem Nächsten preisen, gib, dass er dich über alles liebe, du mein einziger Trost; dies tue ich dir zuliebe und zu Gefallen.”

Von der Liebe der seligen Crescentia zum Altarssakrament gilt, was eine Mitschwester so zusammenfasste: “Crescentia hat fest an die Gegenwart Gottes mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit im allerheiligsten Altarssakrament geglaubt, vor dem sie jederzeit Andacht, Ehrfurcht, Liebe und eine heilige Scheu bezeugte. Diesen ihren lebendigen Glauben hat sie des öfteren mit glühenden Worten zu erkennen gegeben, wenn sie sagte: Dieses höchste Geheimnis glaube ich so fest, dass ich lieber tausendmal alle Marter und Pein ausstehen wollte, als diese Glaubenswahrheiten auch nur im mindesten zu bezweifeln.”

Niederknien und anbeten

Wir können die Heiligen nicht schlechthin nachahmen. Jeder von uns hat von Gott her seine besondere Prägung und Aufgabe. Aber wir sollen am Beispiel der Heiligen lernen für unser Leben. Wäre nicht die “Andacht, Ehrfurcht und Liebe”, mit der die selige Crescentia gegenüber dem Heiland im Tabernakel erfüllt war, ein solcher Bezugspunkt?

Alles Sprechen und Nachdenken über das Allerheiligste kommt an ein Ende – entscheidend ist, dass wir niederknien und anbeten. Dann mag uns jene Erfahrung zuteil werden, die das Leben der seligen Crescentia erfüllte: In der liebenden Verehrung des eucharistischen Herrn finden wir unsere “größte Freude”, unseren “einzigen Schatz auf Erden”, die “Pforte des Himmels”.

Hl. Sr. Faustina Kowalska

Mein Herz verlangt nach meinem Gott, der Tag und Nacht in unserer Mitte lebt. Als weiße Hostie gibt er sich hin, Er, Der das ganze All bewegt.

Mein Herz sehnt sich nach jener Stelle, wo mein Herr weilt, verhüllt in Liebe ganz verzehrt. Es spürt die lichte Lebensquelle, den wahren Gott, Der hier verborgen währt.

Mein Entzücken ist es, soviel Zeit wie möglich zu Füßen des verborgenen herrn zu verbringen.

O verborgener Jesus, glorreiches Pfand meiner Auferstehung, in Dir ist der Mittelpunkt meines ganzen Lebens.

Vor dem Allerheiligsten Altarsakrament

Ich bete Dich an, Schöpfer und Herr, verborgen im Allerheiligsten Sakrament. Ich preise Dich für alle Werke Deiner Hände, in denen mir so viel Weisheit, Güte und Barmherzigkeit offenbar wird.

O Herr, Du hast auf dieser Erde so viel Schönheit gesät, die mir von Deiner Herrlichkeit berichtet, obwohl sie nur Dein schwacher Abglanz ist, o unbegreifliche Schönheit. Auch wenn Du Dich verborgen und Deine Herrlichkeit verheimlicht hast, erreicht Dich mein gläubig erleuchtetes Auge, und meine Seele erkennt ihren Schöpfer, ihr höchstes Gut. Mein ganzes Herz versinkt in Anbetung. Mein Schöpfer und mein Herr, Deine Güte ermutigt mich, mit Dir zu sprechen; die Barmherzigkeit lässt den Abgrund zwischen uns schwinden, der den Schöpfer vom Geschöpf trennt.

Mit Dir zu reden, Herr, ist die Wonne meines Herzens; in Dir finde ich alles, was mein Herz begehrt. Hier erhellt Dein Licht meinen Verstand und befähigt ihn, Dich tiefer zu erkennen. Hier fließen Gnadenströme in mein Herz, hier schöpft meine Seele das ewige Leben.

O mein Schöpfer und Herr, Du allein schenkst mir, außer diesen Gaben, Dich selbst und vereinigst Dich innig mit Deinem elenden Geschöpf. Hier verstehen sich unsere Herzen, ohne Worte, hier vermag niemand unser Gespräch zu unterbrechen. Worüber ich mit Dir spreche, Jesus, ist unser Geheimnis, das den Geschöpfen verborgen bleibt und nach dem die Engel nicht zu fragen wagen. Das sind geheimnisvolle Vergebungen, von denen nur Jesus weiß und ich; es ist das Geheimnis Seiner Barmherzigkeit, die jede Seele einzeln umfängt. Für diese unbegreifliche Güte bete ich Dich an, o Schöpfer und Herr, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Auch wenn mein Lobpreis elend und gering ist, bleibe ich ruhig, denn ich bin gewiss, dass Du seine Aufrichtigkeit kennst, trotz meiner Unfähigkeit.

Tagebuch, (Nr. 1692) Hl. Schwester Faustine

Hl. Franz von Assisi

“Ihr Menschenkinder, wie lange ist euer Herz noch hart? Warum liebt ihr die Eitelkeit und sucht die Lüge? Warum erkennt ihr die Wahrheit nicht und glaubt nicht an den Sohn Gottes? Er selbst, der Allerhöchste, versichert uns, dass was auf dem Altar durch die Hand des Priesters konsekriert wird, sein allerheiligster Leib und sein allerheiligstes Blut ist, indem er sagt: ‚Dies ist mein Leib und dies ist mein Blut des neuen Bundes; wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, wird ewig leben.‘ Was er gesprochen hat, tut er. Alle Tage kommt er von der Höhe seines Thrones unter niedrigen Gestalten zu uns herab, wie er sich in den Schoß der heiligen Jungfrau niederließ; täglich steigt er aus dem Schoß seines himmlischen Vaters hernieder auf den Altar in die Hand des Priesters. Gleichwie er sich den heiligen Aposteln im wahrhaftigen Fleisch gezeigt hat, ebenso zeigt er sich uns im konsekrierten Brot. Während sie ihn mit den leiblichen Augen sahen, betrachteten sie ihn mit den Augen des Glaubens und hielten ihn für ihren Herrn und Gott; so müssen auch wir, indem wir die Gestalten des Brotes und Weines sichtbar erblicken, fest glauben, dass es sein allerheiligster Leib und sein allerheiligstes Blut lebendig und wahrhaftig sei. Auf diese Weise ist er beständig bei den Gläubigen, wie er sagt: ‚Siehe ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.‘”

Der hl. Franz von Assisi, der vor allem aufgrund seiner Liebe zur Armut, zur Einfachheit und zur Natur sehr bekannt ist, hat zu seiner Zeit auch viel über die tiefe Verbindung zwischen dem Priestertum und der Eucharistie nachgedacht. So schrieb er im September 1226 in seinem Testament unter anderem die folgenden beeindruckenden Sätze, Sätze die für unsere heutigen Ohren und für unsere Herzen äußerst provokativ klingen:
„Und der Herr gab mir in den Kirchen einen solchen Glauben, dass ich in Einfalt so betete und sprach: „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und in allen deinen Kirchen, die in der ganzen Welt sind, und preisen, dich, weil du durch dein heiliges Kreuz die Welt erlöst hast“. Danach gab und gibt mir der Herr einen so großen Glauben zu den Priestern, die nach der Vorschrift der heiligen Römischen Kirche leben, wegen ihrer Weihe, dass ich, wenn sie mich verfolgen würden, bei ihnen Zuflucht suchen will… Und diese und alle anderen will ich fürchten, lieben und ehren wie meine Herren. Und ich will in ihnen die Sünde nicht sehen, weil ich den Sohn Gottes in ihnen erblicke und sie meine Herren sind. Und deswegen tue ich das, weil ich leiblicherweise von ihm, dem höchsten Sohn Gottes, in dieser Welt nichts sehe als seinen heiligsten Leib und sein heiligstes Blut, das sie selbst empfangen und [sie allein] den anderen darreichen. Und diese heiligsten Geheimnisse will ich über alles hochgeachtet, verehrt und an kostbaren Stellen aufbewahrt wissen. Die heiligsten Namen und seine geschriebenen Worte will ich, wo immer ich sie an ungeziemenden Stellen finden werde, auflesen und bitte, daß sie aufgelesen und an einen ehrbaren Ort hingelegt werden. Und alle Gottesgelehrten und die Gottes heiligste Worte mitteilen, müssen wir hochachten und verehren als die (die) uns Geist und Leben mitteilen.“

Baron Gaston Jean Baptiste de Renty

Baron Gaston von Renty (1611-1649)

Dieser wahrhafte Edelmann stand in innigster Gebetsverbindung mit der gottseligen Margareta vom heiligsten Sakrament; gleich ihr liebt er Jesus mit der inbrünstigsten Liebe und weihte sich mit ihr dem Kind Jesus, dessen Armut, Demut, Sanftmut, Unschuld, Abtötung er mit unermüdlichem Eifer nachzuahmen suchte.

Der einzige Sohn des reichen Barons Renty in der Grafschaft Artois, studierte er auf der Hochschule zu Paris, wo er eines Tages in einen Buchladen trat, um zu seinen Studien zweckdienliche Bücher zu kaufen. Da legte ihm der Buchhändler auch das Buch ”von der Nachfolge Christi” vor und bat ihn, es zu lesen. Doch der junge Baron schob es zurück und verließ den Laden. Einige Zeit danach brachte ihm der Buchhändler mehrere Bücher in seine Wohnung und reichte ihm wiederholt das Buch „von der Nachfolge Christi“ dar, ihn inständig bittend, es zu lesen. Renty nahm nun das Buch mit, las es und war vom Inhalt so ergriffen, dass es von nun an sein beständiger Begleiter bei Tag und Nacht war, und die Liebe zu Jesus immer mehr Platz in seinem Herzen nahm.

Zweiundzwanzig Jahre alt, verehelichte er sich, führte aber auch im Ehestand ein gottgefälliges Leben. Im dreißigjährigen Krieg zog er als Hauptmann einer Kompanie ins Feld. Im Feindesland zeigte er sich besonders gutherzig. Nie ließ er zu, dass seine Soldaten die Leute hart behandelten oder gar beschädigten; was aber besonders bemerkenswert ist, er unterließ auch als Soldat die von Kindheit an liebgewonnene Übung des Gebetes nicht, und nie betrat er ein Quartier in einem Orte, ohne zuvor seinen Herrn und Gott in der Kirche besucht und angebetet zu haben.

Mit 27 Jahren übergab er sich der Leitung eines sehr frommen Priesters, verließ den königlichen Hof, brach alle Verbindung mit der vornehmen Welt ab und gab sich ganz der Heiligung seiner Familie und seiner eigenen Seele hin. Seine Lieblingsbeschäftigung war der Besuch der Armen, Kranken und Gefangenen und seine Wonne das Gebet und die Vereinigung mit Jesus durch die Heilige Kommunion. Täglich kommunizierte er, wenn er nicht etwa durch ein dringendes Liebeswerk abgehalten wurde.

Und da die rechte Verehrung des Heiligsten Sakramentes nicht darin besteht, oft, sondern gut zu kommunizieren, so verwandte er darauf alle Sorgfalt. Stundenlang weilte er kniend vor dem hochwürdigsten Gut und als einmal einer seiner Freunde sich wunderte, dass er durch eine so lange Andacht nicht müde werde, antwortete er: Darin besteht ja gerade die Erholung seines Geistes und die Erfrischung seiner Seele und er hole sich zu den Füßen des heiligsten Sakramentes immer neue Kräfte zur Erfüllung aller seiner Pflichten.

Unaufhörlich brachte er Gott Danksagungen für die Einsetzung der hochheiligen Eucharistie dar und lud alle, die er kannte, mündlich und schriftlich zum Lob des glorwürdigsten Gutes ein. Er pflegte zu sagen: „Gott hat die hochheilige Eucharistie einsetzen wollen, damit der Sohn Gottes unter uns zurückgehalten werde, damit er uns alle Gnaden erlange und uns für die ewige Glorie vorbereite. In der hochheiligen Eucharistie gibt uns Jesus die verschiedenen Stufen seines Lebens zu erkennen, um durch Wirkung des heiligen Geistes in uns eine Nachahmung seiner Geburt, seines Lebens, seines Todes und seiner Auferstehung hervorzubringen.“

Gleich der ihm geistig verwandten, in heiliger Liebe mit ihm verbundenen Dienerin Gottes Margareta vom heiligsten Sakrament erkannte er, dass sich im heiligsten Sakrament besonders alle Momente der Kindheit Jesu wiederspiegeln: die Einsamkeit des Kindes Jesu, seine Armut, seine Einfalt und Unschuld, besonders aber der Geist des Opfers für das Heil der Seelen; daher war er auch bestrebt, den Geist der Kindheit Jesu ganz in sich aufzunehmen und in sich nachzubilden. Er ging hierin so weit, dass er, um die Armut des Kindes Jesus nachzuahmen, seiner Gemahlin alle seine Güter verschreiben ließ, um nur kein Eigentum zu besitzen, und das, was er den Armen spendete, selbst erbitten zu müssen.

Um ihn der Gnade, sich und der Welt völlig abzusterben und nur für und in Christus zu leben, teilhaftig zu machen, suchte ihn Gott längere Zeit mit Trostlosigkeit und Verlassenheit heim. In dieser Zeit der Prüfung verharrte er treu im Gebet, verdemütigte sich immer mehr und brachte Gott sich selbst und alle Gnadengaben zum Opfer dar, und um auszuharren in dieser härtesten aller Prüfungen unterließ er es nicht, jede Zeit, die ihm gewährt war, vor dem Allerheiligsten zuzubringen.

In seinem Liebeseifer, den Herrn in heiligsten Sakrament zu ehren, machte er zu Fuß eine Rundreise in sämtliche Kirchen der Umgebung, um sich zu überzeugen, ob das Allerheiligste in geeigneten, reinen Tabernakeln aufbewahrt werde. Viele armen Kirchen schenkte er silberne Kelche und weil er in mancher Handarbeit sehr geschickt war, verfertigte und vergoldete er in seinen Mußestunden Tabernakel, um sie dann armen Pfarrkirchen zu übersenden. Die Männer und Frauen der Pfarrei, in welcher sein Schloss lag, hatte er dazu gebracht, mit Kerzen in der Hand unserem Heiland zu folgen, wenn er zu den Kranken getragen wurde. Er selbst bekannte seinen Glauben an die Gegenwart Christi im heiligen Geheimnis des Altars ungescheut vor aller Welt, indem er bei Prozessionen und wenn die heilige Wegzehrung zu den Kranken gebracht wurde, sich unter das Volk mischte und mit entblößtem Haupt den König des Himmels begleitete.

Eines Tages, an welchem ein Sterbender mit der heiligen Wegzehrung gestärkt werden sollte, baten ihn seine Freunde und Verwandten, nicht mitzugehen, da der Regen in Strömen herabfiel und er, etwas leidend, seiner Gesundheit dadurch schaden könnte. Allein er ließ sich um keinen Preis abhalten und begleitete die ganze Länge des Weges mit bloßem Haupt seinen Herrn und Gott. Gott gefiel diese Treue seines Dieners. Als der Graf nach hause zurückgekehrt war, fand sich zum Staunen aller, dass seine Kleider auch nicht die geringste Spur von Nässe zeigten, obwohl es unaufhörlich regnete.

Sein Eifer für die Verehrung der hochheiligen Eucharistie verdiente ihm ein anderes Mal eine nicht weniger ausgezeichnete Huld des göttlichen Erbarmens. Er begleitete in einer Prozession seien göttlichen Heiland, als eine mit sechs Pferden bespannte Kutsche in vollem Lauf daherkam und der Kutscher ohne alle Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten und ohne Rücksicht auf das betende Volk mitten durch die Prozession fahren wollte. Kauf sah dies der fromme Baron, als er sich mit Gefahr seines Lebens den Pferden entgegenstürzte und sie zum Stillstehen zwang, bis das hochwürdigste Gut vorübergetragen war.

Als man ihm selbst in seiner letzten Krankheit die heilige Wegzehrung brachte, versenkte er sich mit langem Schweigen in die Gefühle der tiefen Demut und wollte in der Gegenwart seines Herrn und Erlösers, den er soeben empfangen hatte, zu den Seinigen nicht sprechen, um nicht einige Augenblicke zu verlieren, die Gott allein geweiht sein sollten. Indessen gestand er seine Freude ein, welche ihm der Gedanke einflößte, nun bald mit seinem geliebten Jesus vereinigt zu sein. Er seufzte mit dem heiligen Paulus nach der Auflosung und rief sehnsuchtsvoll: „Komm, o Bräutigam meiner Seele, komm, o Herr Jesus Christus!“ Bei dem Anblick der Sonne, die ihre Strahlen in sein Sterbezimmer war, rief er aus: „O Schöner Tag der Ewigkeit! O wie liege ich diese Helle, denn sie erinnert mich an die Klarheit jenes Tages, dem keine Nacht mehr folgt.“ Bald darauf sprach er: „Wo ist das heilige Jesuskind?“ und mit dem süßen Namen Jesus auf den Lippen starb er am 24. April 1649 in der rue Beautreillis in Paris, Pfarrei St. Paul. Er ist begraben in Citry sur Marne, in der Nähe von la Ferté sous Jouarre.

 

Ursprung und Gründung der ewigen Anbetung des glorwürdigsten Sakramentes

Der fromme Baron Renty empfand immer einen großen Schmerz, wenn er sah, wie einsam und verlassen außer der heiligen Messe der göttliche Heiland im Tabernakel sich befinde. Sein Eifer sann auf ein Mittel, um dieser Verlassenheit abzuhelfen. Es kam ihm der Gedanke, in der Pfarrei St. Paul eine Gesellschaft von Frauen zu bilden, wovon jede sich eine Stunde dem Besuch und der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes weihen sollte. Zu diesem Zweck verfasste er ein kleines Andachtsbuch mit Vorschriften für die Anbetung und legte sein Werk mit rührender Bescheidenheit seinem Oberhirten zur Bestätigung vor. Der Bischof gab gerne seine Einwilligung zu diesem frommen Verein und bald verbreitete sich derselbe in mehrere Pfarreien, besonders nach Dijon, wo Graf Renty ihn selbst mit vielem Erfolg, aber nicht ohne Schwierigkeiten, gründete.

Lange vor der Gründung der ewigen Anbetung durch Herrn von Renty wurde durch den hochwürdigen P. Anger von der Gesellschaft Jesu die ewige Anbetung in Paris dadurch gegründet, dass er den hochw. Herrn Bischof Gondy bat, das vierzigstündige Gebet einzuführen, damit die Gläubigen abwechselnd in jeder Kirche das allerheiligste Sakrament anbeten könnten. Der würdige Prälat gewährte die Bitte und beeilte sich, das Volk dazu einzuladen. Bald strömten die Gläubigen in Mengen zu den Altären, um den Gott des Erbarmens anzurufen. Wie alles Göttliche hatte auch diese Einrichtung ihre Widersacher doch der eifrige Pater Anger ging siegreich aus dem Kampfe hervor.

Nach P. Anger nahmen sich besonders zwei seeleneifrige Priester, P. Vincent Huby und P. Jean Rigoleuc um die Verbreitung der ewigen Anbetung an. P. Huby führte sie 1651 in der Kathedralkirche zu Quimper ein und von da verpflanzte er sie in das Bistum Vannes. Bemerkenswert ist, dass die Landleute von zwei Pfarreien bald die Ehre sich streitig machten, Tag und Nacht das heiligste Sakrament anzubeten. Als P. Rigoleuc die Entstehung der ewigen Anbetung im Bistum Vannes wahrnahm, glaubte er, dass sie überall die Herzen der Gläubigen mit einem neuen Geist der Liebe zu Jesus erfüllen werde. Auf seinen Vorschlag und unter seiner Leitung wurden die zwölf Monate des Jahres unter die verschiedenen Pfarreien verteilt. Jede Pfarrei übernahm einen Monat und die Mitglieder des Vereins wählten sich eine Stunde während eines Tages des Monats, um nach Empfang der hl. Kommunion die hochheilige Eucharistie anzubeten.

Von hier aus verbreitete sich die ewige Anbetung in mehrere Bistümer und Papst Klemens V. bestätigte den Verein und begnadigte ihn mit immerwährenden Ablässen. Von Frankreich aus wanderte die ewige Anbetung nach Belgien und Italien und von da nach Deutschland, wo sie in vielen Bistümern besonders am Rhein, Main und der Donau eingeführt ist.

(mit leichten sprachlichen Veränderungen übernommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg 1869, S. 480-483)

Hl. Papst Gregor der Große

In seinenPredigten spricht der Hl. Papst Gregor der Große auch von der hochheiligen Eucharistie und bezeugt durch Anführung wunderbarer Tatsachen den unschätzbaren Wert und die macht der Hl. Messe. In seiner 37. Homilie erzählt er:

 

Vor nicht allzu langer zeit geschah es, dass ein Mann gefangen und weit fortgeschleppt wurde. Da er lange Zeit gefangen gehalten wurde, ohne dass seine Frau davon etwas wusste, hielt sie ihn für tot und ließ nun für ihn jede Woche an gebestimmten Tagen die Hl. Messe feiern. Nach längerer Zeit kehrte der Mann aus seiner Gefangenschaft zurück und erzählte seiner staunenden Ehefrau, dass ihm in seiner Gefangenschaft immer an bestimmten Tagein in der Woche die Ketten abfielen, die ihn fesselten. Auf solche Weise gelang es ihm endlich zu entfliehen. Als ihn nun seine Gattin fragte, an welchen Tagen dieses geschehen sei und er ihr die Zeit nannte, erkannte sie, dass an den Tagen seine Fesseln fielen, an denen für ihn die Hl. Messe gefeiert wurde.

In seinen Dialogen über das Leben und die Wunder der Heiligen in Italien erzählt er im 4. Buch folgendes wunderbares Ereignis:

 

Agatho, Bischof von Palermo, reiste von Sizilien aus nach Rom. Auf dem Weg dahin geriet er in Gefahr, durch Schiffbruch umzukommen. Es erhob sich nämlich auf dem meer ein furchtbarer Sturm, der das Schiff dem Untergang nahe brachte. Es blieb keine Hoffnung mehr, dem Tod zu entgehen, wenn nicht die Barmherzigkeit des Allmächtigen Hilfe schaffte. Da begannen alle, die auf dem Schiff waren, zu Gott zu flehen und Gelübde zu machen.Während sie so beteten, war einer der Matrosen beschäftigt, ein Boot zu lenken, das an das Schiff, auf dem Bischof Agatho sich befand, mit einem Tau gebunden war; durch die Gewalt des Trumes riss aber das Tau und der Unglückliche verschwand mit seinem Boot in den Wellen. Der Bischof hielt ihn für tot. Unterdessen gelangte das Schiff, auf dem der Bischof war, nach vielen Gefahren zur Insel Ostika. Hier feierte der Bischof im Gedenken an den unglücklichen Matrosen, den er für tot hielt, die Hl. Messe und fuhr dann, nachdem man das Schiff ausgebessert hatte, nach Italien, und gelangte endlich nach Rom. Als er ans Land ging, fand er zu seinem Erstaunen den totgeglaubten Matrosen am Ufer stehen. Voll Freude heirüber fragte er ihn, wie er während so vieler Tage so großer Gefahr habe entrinnen können. Der Matrose erzählte, wie sein Schifflein oft in Gefahr war, unterzugehen, aber imm wieder in die Höhe kam. Tag und Nacht habe er damit zugebracht, gegen die Wogen zu kämpfen, aber von Hunger und Durst ganz entkräftet, wäre er sicher zu Grunde gegangen, wenn ihm nicht geholfen worden wäre. “Plötzlich”, so erzählte er weiter, “da ich ganz niedergeschlagen und wie außer Sinnen war, und nicht wusste, ob ich schlafe oder wache, sah ich einen Mann vor mir stehen, der mir ein Brot zur Stärkung gab. Kaum hatte ich es verzehrt, erhielt ich meine Kräfte wieder, und bald darauf segelte ein Schiff auf mich zu, das mich aufnahm und mich hierher brachte.” Als der Bischof sich nach dem Tag erkundigte, an dem dieses geschehen war, stellte sich heraus, dass es gerade der Tag war, wo er für ihn die Hl. Messe auf der Insel Ostika gefeiert hatte.

Der Lebensbeschreiber des heiligen Papstes Gregor, der Diakon Johannes, erzählt von diesem heiligen Papst folgende wunderbare Begebenheit:

Eine Frau brachte eines Tages dem heiligen Gregor, als er die Hl. Messe feierte, als Opfer Brot und Wein. Als der Heilige ihr nach der Vollendung der Geheimnisse die heilige Komm

union reichte mit den Worten: “Der Leib des herrn bewahre deine Seele”, lachte sie leichtfertig. Der Heilige zog sofort seine Hand von ihrem Mund zurück und legte den Teil des Leibes des Herrn, den er ihr reichen wollte, auf den Altar. Nachdem die Hl. Messe beendet war, fragte der Heilige die Frau vor dem ganzen Volk, warum sie beim Empfang der heiligen Kommunion gelacht habe. Die Frau wollte mit der Sprache nicht heraus, endlich aber sagte sie: “Weil du das Brot, das ich mit eigenen Händen gebacken habe, den Leib des Herrn genannt hast.” Da warf sich der heilige Papst, vom Unglauben dieser Frau schmerzlich berührt, mit dem ganzen Volke auf die Knie und betete. Nach einer Weile erhob er sich, trat zum Altar und siehe da, der heilige Partikel des Leibes des Herrn, den er dahin gelegt hatte, war jetzt zu Fleisch geworden. Der Heilige zeigte ihn der ungläubigen Frau, die von nun an glaubte. Das Volk aber wurde dadurch nur noch mehr in seinem Glauben gestärkt. Hierauf warf sich der Heilige nochmals zum Gebete nieder, und der wunderbare Partikel erhielt seine vorige Gestalt wieder.
So sah diese Frau, so sah das Volk, so sah der Heilige selbst durch dieses Wunder bestätigt, was er predigte, nämlich: “Dass im heiligsten Sakrament Jesu Fleisch und Blut wirklich gegenwärtig ist, indem der heilige Geist durch die Konsekration Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt. Dieses hochheilige Sakrament gibt Gottes Gnade, befreit von Sünden, vereinigt mit Christus und die Gläubigen untereinander, wirkt aber nur, wenn man mit Gott ausgesöhnt ist. Es ist ein Opfer, eine Wiederholung des Leidens Christi zu unserer Versöhnung, das für uns dargebracht wird.”

(Homilie 22.35.37. Liber moral. 13. c.2 et. 12)

Selige Ida von Nivelles

Die selige Ida von Nivelles

Sie wurde um 1190 zu Nivelles in Belgien geboren. Schon als Kind von sechs bis sieben Jahren fühlte sie sich schon mächtig zu Jesus hingezogen. Wenn andere Mädchen spielten, ging sie in die entfernte Kirche und scheute den schmutzigen Weg selbst im Winter nicht, so dass sie manchmal stecken blieb und von erwachsenen Personen aus dem Straßendreck gezogen werden musste. Sie schenkte Alles den Armen, selbst den letzten Bissen Brot und ging sogar für sie betteln. Nach dem Tod ihres Vaters wollten ihre Verwandten sie zur Ehe zwingen, sie aber entfloh heimlich und gesellte sich zu einigen Jungfrauen, die in einem nahen Dorf ein klösterliches Leben führten. Bei diesen lebte sie einige Jahre recht arm und demütig. Endlich fand sie Aufnahme in einem Zisterzienserkloster, wo sie das erbaulichste Leben führte, den Schwestern mit kindlicher Liebe diente und unaufhörlich für die armen Sünder betete und büßte. Sie erklärte sich vor Gott bereit, ihr ganzes Leben in Trübsal zu verbringen, nur um den Bekümmerten Trost und den Sündern Beistand leisten zu können. Der Grund aber, warum sie in ein Kloster ging, war hauptsächlich die öftere heilige Kommunion, die sie außerhalb des Klosters nicht so oft empfangen konnte.

Einst war sie mit der Priorin und einigen Klosterfrauen auf dem Land, um das Getreide zu ernten. Hier konnte sie dann nicht so oft kommunizieren. Sie bekam daher, so oft sie die Wandlung läuten hörte, ein ungemein sehnsüchtiges Verlangen nach dem Brot des Lebens. Da kam nun in der Nähe eine alte Frau zum Sterben und wurde mit dem heiligen Sakramenten versehen; die Klosterfrauen wohnten der Andacht bei. Als aber der Priester die heilige Hostie der Kranken auf die Zunge legte, war jene nicht mehr im Stande, sie zu genießen. Der Priester nahm bestürzt die nasse Hostie wieder aus dem Mund der sterbenden Frau. Was aber dem Priester Angst machte, erfreute die fromme Ida mit seliger Hoffnung; sie sprach: „Ich bitte mein Herr, beunruhige dich nicht, gib mir den Leib des Herrn, ich bin bereit, ihn zu empfangen!“ Der Priester war froh, der Verlegenheit zu entkommen und reichte der gottseligen Jungfrau die Kommunion. Diese aber wurde dabei so übermannt, dass sie den äußeren Sinnen entrückt einige Zeit am Boden lag. Am Tag des hl. Andreas sah sie einst, als bei der Wandlung der Priester die heilige Hostie in die Höhe heilt, dass dieselbe gerade so rot leuchtete, wie die aufgehende Sonne und es gingen aus ihr sieben Strahlen hervor, welche in ihr Herz hineinleuchteten und es mit den sieben Gaben des Heiligen Geistes erfüllten. Am nächsten Tag sah sie nach der Wandlung die drei göttlichen Personen in einer einzigen Wesenheit wunderbar und unaussprechlich auf dem Altar beisammen, nicht die ganze Dreifaltigkeit unter der Gestalt des Brotes, weil nur Jesus, die zweite Person Fleisch geworden ist, sondern wie die anderen göttlichen Personen, Vater und heiliger Geist an dem lebendigen Sakrament des Altares mitwirken.

In der heiligen Weihnacht saß Ida krank in ihrer Zelle. Da nun der Priester bei der ersten Messe die heilige Hostie erhob, kam es ihr vor, als sehe sie in seinen Händen ein außerordentliches, schönes, neugeborenes Kind. Bei diesen Anblick überkam sie Furcht und Zittern, denn sie hatte nicht den Wunsch gehabt, den Herrn in menschlicher Gestalt zu erblicken, sie wollte glauben und nicht sehen. Der Herr aber kannte wohl die Stärke ihres Glaubens und wollte sie deshalb nicht lange in Unruhe lassen; er ermahnte sie deshalb innerlich alle Angst abzulegen. So blieb sie nun in ihrer Zelle sitzen mit seliger Freude übergossen über die wunderbare Erscheinung. Später, als das zweite Amt gesungen wurde, ging Ida mit den anderen Klosterfrauen in die Kirche und setzte sich in einen Winkel des Chores. Hier sah sie nun wieder in den Händen des Priesters ein Kind von unaussprechlicher Anmut und Schönheit. Da nun die anderen kranken Schwestern zum Altar gingen, um zu kommunizieren, war Ida ein wenig erschrocken und zögerte, vorzutreten, aus Besorgnis, sie könnte doch nicht ein lebendiges Kind essen. Sie flehte deshalb mit tiefer Inbrunst zu ihrem Heiland, dass er nach seiner großen Güte diese Erscheinung von seinem heiligen Sakrament hinweg nehmen möge, damit sie ungehindert ihn empfangen und in ihr Herz aufnehmen könne. So blieb sie nun bis zum dritten Amt, ohne den Leib des Herrn zu empfangen. Da sah sie nun einen Knaben, der schon ein wenig erwachsen war und vom Altar sich näherte, sich ihr zuneigte und mit süßer Stimme sprach: „Meine liebe Freundin ! Dass ich dir sichtbar die Gestalt der Menschheit in der Hostie zeige, geschieht nicht aus Zweifel an deinem Glauben, sondern um meine Liebe dir zu zeigen.“ Da antwortete Ida in stillen Gedanken: „Oh Teuerster! Unendlich würde mein Herz sich freuen, wenn du mir auch zeigen würdest, wie du in deiner Gottheit bist.“ Der liebliche Knabe Jesus antwortete: „Verlange dies nicht, meine Tochter, weil kein Sterblicher in diesem Leben meine Gottheit schauen kann; wenn ich alles neu mache, und dich zu mir genommen habe, wirst du die Glorie meiner Gottheit von Angesicht zu Angesicht sehen!“ Darauf bat Ida den geliebten Herrn, dass er ihr gestatte, ohne Hindernis seinen heiligsten Leib zu empfangen, damit nicht die Schwestern Ärgernis nehmen, wenn sie an einem so hohen Festtag nicht kommunizierte. Bald hörte die Erscheinung auf, und sie trat dann in allem Frieden zum Tisch des Herrn. Die Fülle der wunderbaren Wonnen, womit sie an diesem Tag gleichsam berauscht wurde, dauerte in ihrer Seele an bis zum Tag von Maria Lichtmess.

Nachdem sie ihr 42. Lebensjahr erreicht hatte, starb sie in seliger Entzückung der himmlischen Liebe im Jahre 1231. Die Kirche gedenkt ihrer am 12. Dezember jeden Jahres.

(leicht sprachlich überarbeitet übernommen aus: Ott, Georg, Eucharisticum, Regensburg, New York u. Cincinnati 1869, S. 190-191)

Seliger Jakob Sales und sel. Wilhelm Saultemouche

Die seligen Jakob Sales und Wilhelm Saultemouche

(+ 7. Februar 1593)

Zu den Märtyrern von Gorkum, die dem Weltpriesterstand oder verschiedenen Orden (Franziskaner, Dominikaner, Prämonstratenser, Augustiner-Chorherren) angehörten, kommen als gleichwertige „Märtyrer der Heiligen Eucharistie”, wie sie ausdrücklich und offiziell genannt wurden, die beiden „Märtyrer von Aubenas” in Frankreich. Es handelt sich bei ihnen um zwei Jesuiten, einen Priester und einen Laienbruder, die ebenfalls von den Calvinern aus Hass gegen den Glauben an die Realpräsenz Christi in der Heiligen Eucharistie ermordet worden sind:

1. P. Jakob Sales wurde am 21. März 1556 in Lezoux (Diözese Clermont) geboren. Mit sieben Jahren begann er, täglich beim heiligen Messopfer zu ministrieren. Dabei ist wohl seine ganz große Liebe zum eucharistischen Heiland und überdies der Priester- und Ordensberuf grundgelegt worden.

Nach den Studien im Jesuitenkolleg zu Billom (1568-72) und in Paris (1573) und dem Noviziat in Verdun wurde Jakob Sales im Jahre 1585 zum Priester geweiht. Im Auftrag seiner Ordensobern musste er dann in den Jahren 1586-89 in Pont-á-Mousson Philosophie und in den Jahren 1590-91 in Tournon Theologie dozieren. In Tournon zog er durch seinen klaren und unerschrockenen Vortrag, in welchem er sich für die damals von den Protestanten in Frage gestellten Glaubenswahrheiten einsetzte, die Aufmerksamkeit und wohl auch schon den Hass mancher calvinisch gesinnter Hörer auf sich. Neben seiner Professur wirkte er erfolgreich auch bei den Volksmissionen, die er an verschiedenen Orten zu halten hatte, so vor allem in Ornex, wo seine Predigten tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterließen, zumal er sich darin für die häufige Besuchung des Allerheiligsten , für die Oftkommunion und für die öffentliche, bekenntnisfrohe Begleitung des Allerheiligsten, wenn es der Priester beim Versehgang zu den Kranken und Sterbenden trug, einsetzte. Überhaupt lag ihm die Verehrung der Heiligen Eucharistie ganz besonders am Herzen. Darum heißt es im Dekret für seine Seligsprechung, er habe mit solcher Frömmigkeit, Liebe und Verehrung den hochheiligen Leib Christi in der Eucharistie bedacht, dass er über nichts lieber und begeisterter predigte als über das heiligste Sakrament des Altares.

Im Herbst 1592 setzte sich Wilhelm Balazuc, der Gouverneur von Aubenas, beim Provinzial der Jesuiten dafür ein, dass in dieser Stadt, die noch nicht in der Hand der calvinischen Hugenotten war, ein Jesuit die Adventpredigten halte und gleichzeitig auch für öffentliche Diskussionen mit den Calvinern zur Verfügung stehe. Es wurde dafür P. Jakob Sales bestimmt, der vom Laienbruder Wilhelm Saultemouche begleitet werden sollte.

2. Der Laienbruder Wilhelm Saultemouche wurde 1556 in Saint-Germain-l’Herm (Diözese Clermont) geboren. Er diente nach fromm verlebter Kindheit und Jugend den Jesuiten zuerst als Laie in ihren Kollegien zu Billom und Clermont. Im Jahre 1579 trat er als Laienbruder in den Jesuitenorden ein. Zuerst wurde er als Pförtner in den Jesuitenkollegien zu Lyon und Pont-à-Mousson eingesetzt, 1592 aber kam er nach Tournon. Er bewährte sich auf allen Posten als Mann des Gebetes und der Arbeit, vor allem aber strahlte er eine große, intensive Liebe zu Christus im heiligsten Altarssakrament aus, vor dem er die allermeiste Freizeit, den Rosenkranz betend, verbrachte. Die beiden Jesuiten, P. Jakob Sales und Bruder Wilhelm Saultemouche, begaben sich Ende November 1592 im Auftrag ihrer Ordensobern nach Aubenas. Hier verlief im Advent 1592 die von P. Jakob Salüs gepredigte Volksmission so gut, dass der Gouverneur ersuchte, die beiden Jesuiten sollten bis Ostern in Aubenas weiterwirken. Am Abend des 5. Februar 1593 brachen aber die Hugenotten den zu Largentière geschlossenen Waffenstillstand, brachen in Aubenas ein und brachten die Stadt am Morgen des 6. Februar 1593 in ihre Hand. P. Jakob Sales befürchtete nun für das Allerheiligste in der Stadtpfarrkirche zu Aubenas das Schlimmste. Darum reichte er nach der heiligen Messe seinem Ministranten, dem Bruder Wilhelm Saultemouche, noch einen großen Teil der vorhandenen konsekrierten Hostien und nahm die übrigen persönlich zu sich. Hierauf warteten beide in einem der Kirche benachbarten Haus im Gebet auf die kommenden Ereignisse. Sie wurden bald entdeckt, gefangen genommen und vor ein improvisiertes Gericht geschleppt, das nur aus Anhängern des Calvinismus zusammengesetzt war, dessen Vorsitz aber ein gewisser Pierre Labat innehatte, der wenige Tage vorher bei einer Diskussion über die Heilige Eucharistie mit P. Jakob Sales eine beschämende Niederlage erlitten hatte. Er brachte nun den ganzen Tag lang und auch noch den nächsten Morgen seine Einwände gegen Christi Realpräsenz in der Heiligen Eucharistie verbissen vor und suchte mit größter Gehässigkeit nun seinerseits dem P. Jakob Sales eine Niederlage zu bereiten. Das gelang ihm aber nicht im geringsten. Dadurch wuchs in Labat der Hass und Zorn gegen den Jesuiten so sehr, dass er schließlich nach der stundenlangen Diskussion den Befehl gab: „Ermordet ihn!”

Auf dem Stadtplatz von Aubenas wurde der Ordenspriester Jakob Sales von der calvinischen Soldateska umzingelt, zuerst noch zum Glaubensabfall aufgefordert, und dann, als der Jesuit unerschrocken standhaft blieb, erschossen. Den Laienbruder Wilhelm Sautemouche forderten die Calviner zuerst zum Verschwinden auf. Dieser aber erklärte, an der Seite seines priesterlichen Vorgesetzten zu bleiben, weil er sich danach sehne für die gleiche Glaubenswahrheit, für die P. Jakob Sales gefallen sei, ebenfalls gerne sein Leben hinzuopfern. Daraufhin wurde auch er erschossen. Die Heilige Eucharistie hatte an diesem 7. Februar 1593 zwei neue Blutzeugen erhalten, an denen das Wort Christi in Erfüllung ging: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist!“ (Mt 10,32) Im Jahre 1926 hat Papst Pius XI. die beiden Jesuiten ausdrücklich als „Märtyrer der Eucharistie“ selig gesprochen.

(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein am Rhein 21986, 223-225)

Hl. Johannes Don Bosco

Eucharistie im Leben eines Heiligen

 

Aus dem Leben des heiligen Don Bosco (1815-1888) ist eine Reihe erstaunlicher Dinge bekannt, die sich um die heilige Eucharistie ranken. Alle Aussagen wurden zuverlässig niedergeschrieben. Don Evasius Garonne berichtet als Zeuge: »Im Januar 1879 diente ich Don Bosco bei der Feier der heiligen Messe, die er am Altar seines Vorzimmers zelebrierte. Mein Mitschüler Franchini, der inzwischen gestorben ist, war auch dabei. Als Don Bosco die heiligen Gestalten erhob, sahen wir, wie er entrückt war. Verklärung lag auf seinem Gesicht, so dass er dadurch das ganze Zimmer zu erleuchten schien. Allmählich lösten sich seine Füße von der Predella (Altarpotest) und Don Bosco schwebte wohl zehn Minuten in der Luft. Wir zwei Ministranten konnten – wie es damals Brauch war – den Saum des Messgewandes nicht erreichen.

 

Ich war ganz außer mir vor Verwunderung, wollte Don Berto herbeirufen, fand ihn aber nicht. Auf meinen Platz zurückgekehrt, sah ich Don Bosco gerade noch die Stufen herabkommen, das Zimmer kam mir fast wie ein Himmel vor. Auf die Heilige Messe folgte eine lange Danksagung. Hernach brachte ich ihm wie gewohnt den Kaffee und fragte: »Aber Don Bosco, was hatten sie denn nur heute morgen beim Erheben der heiligen Gestalten? Wie kam es, dass sie auf einmal so hoch und groß wurden?« Er schaute mich nur an und sagte, um das Gesprächsthema zu ändern: »Nimm auch etwas Kaffee! « Er schenkte mir eine Tasse ein und reichte sie mir. Ich merkte sofort, er wollte nicht darüber sprechen, ich blieb also still und schlürfte meinen Kaffee. Dreimal wurde ich Zeuge seines Emporschwebens während der Messfeier.

 

Aus den frühen Priesterjahren Don Boscos schrieb ein Augenzeuge ein Geschehen nieder, das bestätigt wurde und großes Staunen verursachte. Es war im Jahr 1849. Man beging im Oratorium (Gemeinschaft des Don Bosco) eine der größten Feiern, es dürfte das Fest Mariä Geburt gewesen sein. Etwa 650 Jugendliche hatten das Sakrament der Buße empfangen und bereiteten sich nun vor auf den Empfang der heiligen Kommunion. Don Bosco begann die Messfeier in der Annahme, im Tabernakel stehe wie gewohnt ein Hostiengefäß gefüllt bis oben an. D

 

as Ziborium war aber nahezu leer. Josef Buzzetti hatte vergessen, eine andere Schale mit zu konsekrierenden Hostien auf den Altar zu stellen. Erst nach der feierlichen Wandlung bemerkte er sein Missgeschick. Als nun Don Bosco die heilige Kommunion auszuteilen begann, war er besorgt, als er so wenig Partikel sah bei so vielen Kommunikanten, die den Altar umstanden. Er war untröstlich bei dem Gedanken, so viele junge Menschen ohne das heilige Sakrament zurückschicken zu müssen. Er erhob die Augen zum Himmel, dann teilte er die heilige Kommunion weiter aus. Siehe da, zu seiner großen Verwunderung und zu noch größerem Erstaunen Buzzettis, der tief beschämt war, weil er Don Bosco durch seine Vergesslichkeit in solche Verlegenheit gebracht hatte, bemerkte Don Bosco, wie die heiligen Hostien unter seinen Händen zunahmen. Ohne auch nur eine Hostie brechen zu müssen, konnte er allen die Kommunion reichen.

 

Als man eines Tages Don Bosco selbst über dieses Vorkommnis befragte, gab er es uneingeschränkt zu.

 

“Jene Macht, die das Wunder der Verwandlung vollbringen kann, wird auch einer Vermehrung nichts im Wege stehen.”

 

Die Vision des Hl. Don Bosco vom Mai 1862

 

 

„Stellt euch vor, wir befinden uns an der Küste des Meeres oder besser noch auf einer einsamen Klippe und sehen kein Land außer dem Boden unter unseren Füßen. Auf dem weiten Meer erkennen wir eine unzählbare Menge von Schiffen, die sich für eine Seeschlacht geordnet haben. Sie verfügen über eiserne Schiffsschnäbel und sind mit Kanonen, Gewehren, sonstigen Waffen jeglicher Art und Brandsätzen ausgerüstet. Sie nähern sich einem Schiff, das viel größer ist als das ihrige und versuchen, dieses mit ihren spitzigen Schnäbeln zu beschädigen, es anzuzünden und ihm jeden nur möglichen Schaden zuzufügen. Das große Schiff wird von vielen kleinen Booten begleitet, die von ihm Befehle empfangen und das majestätische Schiff gegen die feindliche Flotte verteidigen. Sie haben starken Gegenwind und das aufgewühlte Meer scheint die Angreifer zu begünstigen.

 

Mitten im weiten Meer stehen in geringem Abstand voneinander zwei mächtige Säulen. Die eine wird von einer Statue der Immaculata gekrönt, zu deren Füssen steht: „Auxilium Christianorum“ (Hilfe der Christen), auf der zweiten, viel höheren und mächtigeren Säule sehen wir eine übergrosse Hostie, darunter auf einem Schild die Worte: „Salus Credentium“ (Heil der Gläubigen).

 

Der Papst als Kommandant des großen Schiffes erkennt die Wut der Feinde und damit die Gefahr, in der sich seine Getreuen befinden. Er ruft deshalb die Steuermänner der Begleitboote zur Beratung auf sein Schiff. Der Sturm wird immer heftiger; die Kommandanten müssen auf ihre Boote zurückkehren. Nach Beruhigung der See ruft der Papst die Kommandeure ein zweites Mal zu sich. Plötzlich bricht der Sturm von Neuem los. Der Papst steht am Steuer und versucht mit aller Kraft sein Schiff zwischen die beiden Säulen zu lenken, an denen viele Anker und grosse Haken angebracht sind. Die feindlichen Schiffe beginnen nun mit dem Angriff und wollen das päpstliche Schiff versenken. Immer wieder versuchen sie Brandmaterial an Bord des großen Schiffes zu schleudern und feuern mit ihren Bordgeschützen aus allen Rohren. Trotz des leidenschaftlichen Kampfes der feindlichen Schiffe und des Einsatzes aller Waffen scheitert jedoch der Angriff, und das päpstliche Schiff durchpflügt, obwohl auf beiden Seiten bereits schwer angeschlagen, frei und sicher das Meer, denn kaum getroffen, schliesst ein sanfter Wind, der von den beiden Säulen ausgeht, sofort jedes Leck.

 

Auf den Schiffen der Angreifer platzen jetzt die Kanonenrohre, die Schiffsschnäbel zerbrechen, viele Schiffe bersten auseinander und versinken im Meer. Plötzlich wird jedoch der Papst von einer feindlichen Kugel getroffen. Seine Helfer stützen ihn und richten ihn wieder auf, wenig später trifft ihn erneut ein feindliches Geschoss, und er sinkt tot zu Boden.

 

Bei der feindlichen Flotte erhebt sich ein Freuden- und Siegesgeschrei. Die auf dem päpstlichen Schiff versammelten Kommandeure wählen in solcher Eile einen neuen Papst, dass die Nachricht vom Tod des Steuermanns zugleich mit der Nachricht von der Wahl des Nachfolgers bei den Feinden ankommt. Jetzt verlieren diese plötzlich allen Mut, das päpstliche Schiff aber überwindet alle Hindernisse und fährt sicher zwischen die beiden Säulen, wo es vor Anker geht. Die Feinde flüchten, rammen sich gegenseitig und gehen zugrunde. Die kleinen Begleitboote des päpstlichen Schiffes rudern mit voller Kraft ebenfalls zu den beiden Säulen und machen dort fest. Auf dem Meer tritt eine große Stille ein.“

 

An dieser Stelle fragte Don Bosco seinen späteren Nachfolger als Generaloberer, Don Michael Rua: „Was hältst Du von dieser Erzählung?“ Don Rua antwortete: „Mir scheint, das Schiff des Papstes ist die Kirche, deren Oberhaupt er ist. Die andern Schiffe sind die Menschen, das Meer ist die Welt. Jene, die das grosse Schiff verteidigen, sind die treuen Anhänger des Papstes, die anderen seine Feinde, die mit allen Mitteln die Kirche zu vernichten suchen. Die beiden Säulen bedeuten, wie mir scheint, die Verehrung Mariens und der hl. Eucharistie.“

 

Don Bosco sagte: „Du hast gut gesprochen. Nur ein Ausdruck muss richtig gestellt werden: Die feindlichen Schiffe bedeuten die Verfolgungen der Kirche. Sie bereiten schwerste Qualen für die Kirche vor. Das, was bisher war, ist beinahe nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen wird. Die Schiffe symbolisieren die Feinde der Kirche, die das Hauptschiff zu versenken versuchen, wenn es ihnen gelänge. Nur zwei Mittel verbleiben uns zur Rettung in dieser Verwirrung: Die Verehrung der Gottesmutter und die häufige hl. Kommunion.“

Diese Vision von Don Bosco hatte vor allem zu Ziel: Uns zum Gebet für die Kirche und den Papst zu ermuntern und auf die Verehrung des Altarsakramentes und Maria, der Immaculata, hinzuweisen.

Hl. Johannes Maria Vianney, Pfarrer von Ars

Wir brauchen nicht so viel zu reden um gut zu beten. Wir wissen, dass der gute Gott im Tabernakel ist. Wir öffnen ihm unsere Herzen und erfreuen uns in seiner heiligen Gegenwart; das ist das beste Gebet. Es erinnert mich an das erste Mal als ich nach Ars kam… Hört, meine Kinder, da gab es einen Mann der niemals an der Kirche vorbei ging, ohne sie zu betreten, morgens wenn er zur Arbeit ging und am Abend wenn er wieder zurückkam, er ließ seinen Spaten und seine Axt an der Tür stehen und blieb eine lange Zeit in der Anbetung vor dem Allerheiligsten Sakrament. Oh, wie liebe ich das… Ich fragte ihn einmal, was er während seiner langen Besuche zu unserem Herrn sagt. Wisst ihr, was er geantwortet hat? “Oh, ich sage gar nichts zu ihm, Herr Pfarrer, Ich schaue ihn an und er schaut mich an.” Wie ist das wunderbar, wie ist das wunderbar.

Hl. Juliana von Lüttich

Die heilige Juliana von Lüttich (+ 1258)
und die selige Eva (+ 1265)

Die Urheberinnen des Fronleichnamsfestes, Eva und Juliana von Lüttich, gehören zusammen gesehen in ihrer Beziehung zur Heiligen Eucharistie; sie waren nicht bloß Freundinnen, sie waren beide von inniger Liebe zum eucharistischen Heiland erfüllt und wollten, dass dem Altarssakrament größte Verehrung entgegengebracht werde.

Die Hauptquelle, aus der wir über das Leben der seligen Eva erfahren, ist die Lebensbeschreibung der heiligen Juliana von Cornillon oder Lüttich; manche Autoren meinten, Eva habe die erste, verlorengegangene Lebensbeschreibung ihrer Freundin Juliana verfasst.

Aus der „Vita“ der heiligen Juliana lässt sich erschließen, dass Eva zwischen 1205 und 1210 in eine wohlhabende Familie hineingeboren wurde. Ihre Berufung zur Rekluse gab sich nicht sofort kund; es zog sie zuerst mehr zur Welt hin, bis sie, von Juliana dazu angespornt, den Beruf einer Rekluse ergriff. Das Leben als Rekluse war damals im 13. Jahrhundert bei vielen Personen, die nach Vollkommenheit strebten, üblich. Wer Rekluse werden wollte, musste auf sein ganzes Besitztum verzichten, dann in einer Klosterklausur ein strenges Noviziat bestehen, um nachher in die vorbereitete Zelle, die meistens an eine Kirche angebaut war, zu treten, deren Tür der Bischof mit seinem Siegelring versiegelte. Die Zelle war gewöhnlich so an die Kirche angebaut, dass die Rekluse durch ein kleines Fenster dem Gottesdienst in der Kirche beiwohnen, die heilige Kommunion empfangen, das Allerheiligste anbeten und mit Personen, die von der Rekluse Belehrung und Trost empfangen wollten, sprechen konnte. Durch ein zweites, außen verschließbares Fenster wurde täglich etwas Nahrung gereicht, die die Rekluse sich durch Handarbeit verdiente. Was ihr als Almosen gereicht wurde, musste sie als Almosen wieder austeilen.

Auf den Rat ihrer Freundin Juliana ließ sich nun Eva an der Martinskirche in Lüttich einschließen; sie lebte in ihrer Zelle ganz der Anbetung des Allerheiligsten; daneben verfertigte sie Paramente für die Kirche. Juliana besuchte ihre eingeschlossene Freundin Eva regelmäßig und teilte ihr ihre Visionen und ihr großes Verlangen mit, es möchte doch das heiligste Altarssakrament noch viel mehr als bisher verehrt und verherrlicht werden. Als Juliana ihrer Freundin Eva mitteilte, der Herr habe ihr in einer Vision seinen Wunsch mitgeteilt, es möge ein eigenes Fest zu Ehren des Altarssakramentes, also das Fronleichnamsfest, eingeführt werden, suchte Eva von da an durch viele Gebete und Bußwerke den Segen Gottes auf die Bemühungen ihrer Freundin Juliana herabzuziehen.

Als Juliana aus Cornillon fliehen musste, wurde ihr in St. Martin in Lüttich bei ihrer Freundin Eva Gastfreundschaft gewährt: Eva wurde nun Zeugin der mystischen Begnadigungen Julianas.

Nach dem Tod Julianas setzte sich Eva mit aller Energie für den Triumph des eucharistischen Heilands in der Angelegenheit des Fronleichnamsfestes ein; Eva betrieb diese Angelegenheit beim Bischof von Lüttich, Heinrich von Geldern, und drang in diesen, sich um ein entsprechendes Dekret des Papstes Urban IV. zu bemühen. Dieser war, bevor er auf den Stuhl Petri erhoben wurde, Archidiakon in Lüttich. Papst Urban IV sandte schließlich am 8. September 1264 einen Brief, in welchem er die Einsetzung des Fronleichnamsfestes ankündigte. In diesem päpstlichen Schreiben heißt es u. a.: „Wir wissen, o Tochter, wie deine Seele ganz innig danach verlangt, dass ein feierliches Fest zu Ehren des allerheiligsten Sakramentes in der Kirche Gottes für alle Zeiten eingesetzt werde. Deine Seele möge nun den Herrn hochpreisen und dein Geist in Gott, deinem Heiland, frohlocken, denn deine Augen sollen dein Heil schauen, das wir bereitet haben vor dem Angesicht aller Völker. Freue dich, dass der allmächtige Gott den Wunsch deines Herzens dir erfüllt hat. . .“ Im gleichen Schreiben empfahl sich Papst Urban IV. noch dem Gebet der seligen Rekluse. Eva brachte den Rest ihres Lebens im Lob, Dank-, und Bittgebet zu Füssen des eucharistischen Herrn zu. Sie starb um 1265 und wurde in St. Martin in Lüttich begraben. Ihr Grab wurde bald ein großer Anziehungspunkt für die Gläubigen aus nah und fern, während das Grab ihrer heiligen Freundin in Villers mehr oder weniger unbekannt blieb. Papst Leo XIII. bestätigte 1902 den Kult, der der Rekluse Eva sogleich nach ihrem frommen Sterben zuteil geworden war und erlaubte Messe und Offizium zu Ehren der seligen Eva in der Diözese Lüttich am 14. März jeden Jahres.

Juliana, die Freundin der seligen Eva von Lüttich, wurde zu Retinne bei Lüttich um 1191/92 geboren. Mit fünf Jahren verlor Juliana ihre Eltern. Sie wurde als Waisenkind den Klosterfrauen von Cornillon zur Erziehung übergeben, speziell einer Schwester Sapientia, von der sie allem Anschein nach eine sehr gründliche Ausbildung erhielt.

Im Jahre 1207 wurde Juliana eingekleidet. Bereits zwei Jahre später, 1209, setzten ihre Visionen ein, die sich mehr und mehr auf die Heilige Eucharistie bezogen, die von Kindheit an den Mittelpunkt ihrer Frömmigkeit bildete. Sie war von der wirklichen Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakrament so durchdrungen, dass sie vom Augenblick der heiligen Wandlung im Messopfer angefangen durch ihre leuchtenden Gesichtszüge, ihre demütige, gesammelte Haltung und ihre ganze Erscheinung ihre Mitschwestern zur gläubigen Anbetung des Herrn in der Heiligen Eucharistie anspornte. Juliana wünschte sich nichts sehnlicher als täglich Christus in der heiligen Kommunion empfangen zu dürfen. Da aber damals die häufige Kommunion nicht üblich war, suchte sie ihr Verlangen nach der heiligen Kommunion wenigstens durch häufige Besuchung des Allerheiligsten und durch fast ständige Betrachtung der Liebe, mit der Christus dieses heiligste Sakrament eingesetzt hat, zu stillen. Eines Tages schaute Juliana in einer Vision den Mond im vollen Glanz, nur ein dunkler Riss entstellte die leuchtende Scheibe. Diese Vision wiederholte sich mehrmals. Sie verstand nicht, sie zu deuten. Darum erkundigte sie sich bei ihren Vorgesetzten und bei theologisch gebildeten Priestern. Als ihr niemand eine befriedigende Deutung der Mond-Visionen geben konnte und viele ihr diese Visionen als wertlose Träumereien auslegten, suchte Juliana mit aller Anstrengung diese Visionen zu vergessen. Ihre frühere Erzieherin, Schwester Sapientia, die inzwischen Oberin geworden war, nahm sich Julianas an; sie hatte an ihr den besonderen eucharistischen Zug bemerkt und richtete ihr darum ein Oratorium ein, von dem aus sie immer den Blick auf das Allerheiligste in der Kirche richten konnte. Hier brachte Juliana nun viele Stunden im Gebet zu. Dabei bat sie Christus immer inständiger, er möge ihr die Bedeutung der gehabten Visionen kundtun. Endlich offenbarte ihr Christus: Der Mond bedeute das Kirchenjahr, der dunkle Riss in der Mondscheibe weise auf das Fehlen eines eigenen Festes zu Ehren des heiligsten Altarssakramentes im Zyklus des Kirchenjahres hin. Sein Wille sei es  so offenbarte ihr der Herr , dass die Erinnerung an die Einsetzung des Altarssakramentes alljährlich besonders begangen werde, und zwar feierlicher als dies am Gründonnerstag in der Karwoche geschehen könne, an welchem Tag die Gläubigen mehr mit seinem Leiden beschäftigt seien. Zugleich gab Christus der jungen Ordensschwester den Auftrag, diesen seinen Willen der Weit zu verkünden. Juliana erschrak darüber, entschuldigte sich mit ihrer Schwäche und unbedeutenden Rolle, die sie als unbekannte Ordensfrau spiele; sie bat den Herrn, er möge doch gelehrte und heilige Priester mit dieser Aufgabe betrauen.

Jahrelang hielt Juliana die ihr zuteil gewordene Offenbarung geheim. Erstmalig sprach sie darüber mit ihrer Freundin, der Rekluse Eva , und mit der heiligmäßigen Nonne Jutta von Huy. Diese erwiderte ihr anfangs: „Wenn die Kirche täglich im Messopfer das Andenken des Herrn feiert und Ihm ihren Dank abstattet, was willst du denn da noch mehr?“ Als sie aber selbst einer Erscheinung gewürdigt wurde, war sie vom Wunsch Christi überzeugt und lebte fortan nur mehr in der Sehnsucht nach der Einführung des Fronleichnamsfestes.

Schließlich, nach 20jährigem Beten und Büßen, erkannte Juliana, die inzwischen selber Oberin des Klosters geworden war, dass sie dem ihr geoffenbarten Wunsch Jesu Christi nicht länger mehr widerstehen dürfe, und teilte nun dem Stiftsherrn Johannes, dem Dominikaner-Provinzial Hugo von Saint-Cher und dem Archidiakon Jakob Pantaleon von Lüttich, dem Bischof von Cambrai, sowie anderen theologisch gebildeten Männern die ganze Angelegenheit mit. Alle diese sprachen sich schließlich nach reiflicher Überlegung positiv dafür aus.

Nun aber erhob sich der Geist des Widerspruchs gegen Juliana. Man verspottete und verfolgte sie, vor allem auch deshalb, weil sie angeblich eine zu strenge Zucht in ihrem Kloster eingeführt hatte. So legte sie am 2. Mai 1248 ihr Amt als Oberin des Klosters Mont -Cornillon nieder und nahm zuerst Zuflucht bei ihrer Freundin, der Rekluse Eva, in St. Martin in Lüttich.

Hier wurde sie dadurch getröstet, dass sich der Bischof von Lüttich, Robert von Thourotte, ihrer annahm, sich mit ihr unterredete, die ganze Angelegenheit reiflich überlegte und schließlich im Jahre 1246 beschloss, das Fronleichnamsfest in seiner Diözese einzuführen. Er bestätigte auch die Tagzeiten (Officium), welche Juliana von einem frommen Priester (Johannes von Lausanne?) zur Verherrlichung des heiligsten Altarssakramentes hatte verfassen lassen und die sie selbst mit einigen Zusätzen versehen hatte. Als aber Bischof Robert bald darauf starb, begann für Juliana die Verfolgung aufs neue. Es gelang den Gegnern der Heiligen, sie durch Lüge und Gewalt nun endgültig aus ihrem Kloster zu vertreiben, sie wurde von einem Kloster in das andere gejagt und musste zuletzt sogar außerhalb ihres Vaterlandes ein ruhiges Plätzchen suchen. Sie erhielt zu Fosses von der Schwester eines frommen Stiftsherrn eine Klause nahe an der Kirche, wo sie nach jahrelangen Heimsuchungen endlich Ruhe fand als Rekluse. Am Ostertag des Jahres 1258 starb sie dort, nachdem sie vorher noch, an die Stufen des Altares gebracht, mit der heiligen Wegzehrung gestärkt worden war und die letzten Stunden ihres Erdenlebens in Anbetung des eucharistischen Heilands verbracht hatte. Es war der 5. April 1258.

Juliana hat die allgemeine Einführung des Fronleichnamsfestes in der Gesamtkirche (1264) nicht mehr erlebt. Aber ihre Gebete, Bußwerke und Opfer sowie die Bemühungen ihrer Freundin, der seligen Eva, blieben nicht fruchtlos. Papst Urban IV., der frühere Archidiakon von Lüttich, erließ im Jahre 1264 die Bulle „Transiturus de hoc mundo“, mit der er für die ganze Weltkirche das Fronleichnamsfest einführte. Die Bulle ist zwar in wortreichem, etwas überladenem Stil jener Zeit abgefasst, bekundet aber eine innige Liebe zum heiligsten Sakrament. Sie benützte, wie es scheint, das Schreiben, das der Dominikaner-Kardinallegat Hugo von St. Cher bei seinem zweiten Aufenthalt in Lüttich 1252 für seinen ganzen Legationsbezirk, der alle zum Deutschen Reich gehörenden Länder umfasste, verfasst und in welchem er die Abhaltung des Fronleichnamsfestes empfohlen hatte zur Sühne für die von den Priestern in der heiligen Messe begangenen Nachlässigkeiten, in dankbarer Erinnerung an die Einsetzung der Heiligen Eucharistie, die am Gründonnerstag nicht genügend gefeiert werden könne, und zur Widerlegung der eucharistischen Irrlehren. In der päpstlichen Bulle wird neben dogmatischen Gedanken und Lobpreisungen des heiligsten Altarssakramentes auch noch ausdrücklich auf die göttliche Erleuchtung einiger Katholiken hingewiesen, von der Papst Urban IV. einst als Archidiakon in Lüttich Kenntnis erhalten habe.

Nachdem Papst Urban IV. seine Fronleichnamsbulle im Jahre 1264 erlassen hatte, kümmerten sich die zwölf folgenden Päpste nicht mehr um dieses eingeführte Fest: keiner hat es auch nur irgendwie erwähnt. Erst Papst Clemens V. und das Konzil von Vienne haben die Bulle 1311/12 wiederholt und ihre Ausführung streng befohlen.

Was die Art, wie das Fronleichnamsfest gefeiert werden sollte, betrifft, so hatte schon der Kardinallegat Hugo von St. Cher in seinem Rundschreiben die Gläubigen dazu aufgefordert, „sich am Vortag durch Fasten, Gebet, Nachtwachen, Almosen und andere gute Werke vorzubereiten, so dass sie am Fest selbst das süße Sakrament empfangen können, wenn sie bereit und bewährt sind und wenn Gott ihre Herzen berührt”. Die Fronleichnamsprozession mit dem Allerheiligsten kam erst später dazu.

Der der heiligen Juliana von Lüttich geoffenbarte Wille Christi, „dass zur Mehrung des Glaubens, der jetzt am Ende der Welt so abnehme, und zum gnadenvollen Fortschritt der Auserwählten die Einsetzung seines heiligsten Sakramentes durch ein besonderes Fest eigens gefeiert werde und an diesem Tag das ergänzt werde, was an den gewöhnlichen Tagen durch zu wenig Andacht und durch Nachlässigkeit unterlassen werde“, gilt jedenfalls heute noch und ist nie widerrufen worden.

(leicht überarbeitet entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, S. 109-114)

Hl. Klara von Assisi

Vor allem aber wurde die heilige Klara als eucharistische Heilige bekannt durch jene von Thomas von Celano berichtete Szene, wie die Heilige durch das heiligste Altarssakrament die Sarazenen in die Flucht schlug: “In jenem Sturm, den die Kirche unter Kaiser Friedrich II. in verschiedenen Teilen der Welt aushalten musste, bekam das Spoletotal häufiger vom Kelch seines Zornes zu trinken. Dort lagerten auf kaiserlichen Befehl Scharen von Kriegsvolk und sarazenische Bogenschützen gleich Bienenschwärmen, um Festungen zu zerstören und Städte zu erobern.

Als die Feinde in ihrer Wut sich einmal auf Assisi, die Stadt, die der Herr besonders liebte, stürzten und das Heer sich sogar schon den Stadttoren näherte, drangen die Sarazenen, ein verruchtes Volk, die nach dem Blute der Christen dürsten und jeglichen Frevel schamlos wagen, bei San Damiano in die Gemarkungen des Ortes, ja sogar in das Kloster der Jungfrauen selbst ein (an einem Freitag im September 1240). Die Frauen vergingen vor Angst, ihre Stimme erzitterte vor Furcht, und sie brachten ihr Wehklagen zur Mutter (Klara) hin. Sie aber, die krank darniederlag, blieb furchtlos und liess sich zur Tür führen, vor die Feinde hinlegen und vor sich her ein silbernes, innen mit Elfenbein ausgelegtes Kästchen, in welchem der Leib des Heiligen der Heiligen andächtigst verehrt wurde, tragen. Als sie sich im Gebete Christus, ihrem Herrn, ganz und gar anheimgegeben hatte, sprach sie unter Tränen: Willst Du, mein Herr, Deine wehrlosen Mägde, die ich in Deiner Liebe erzogen habe, den Händen der Heiden überliefern? Beschirme, Herr, ich bitte, diese Deine Dienerinnen, die ich jetzt nicht mehr beschützen kann!’ Bald hörte sie von der neutestamentlichen Sühnestätte her eine Stimme (vgl. Num 7,89) wie die eines Knäbleins an ihr Ohr dringen: Ich werde euch immer behüten.’

,Mein Herr’, sprach sie weiter, und wenn es Dir gefällt, so schütze auch diese Stadt, die uns um Deiner Liebe willen ernährt!’ Und Christus antwortete: Schwere Heimsuchungen wird sie bestehen müssen, aber durch Meinen Schutz wird sie sich behaupten.’ Da erhob die Jungfrau (Klara) ihr tränenvolles Antlitz und stärkte die weinenden Schwestern, indem sie sagte: Im Glauben beschwöre ich euch, meine Töchter, kein Leid wird uns geschehen, vertraut nur auf Christus!’ Siehe, ohne Verzug, alsogleich war der Verwegenheit jener Hunde eine Schranke gesetzt und sie erbebten und flohen schleunigst über die Mauern, die sie bestiegen hatten, – und mussten der Macht der Beterin weichen. Sogleich verbot aber Klara jenen, welche die erwähnte Stimme gehört hatten, eifrig drohend folgendes: Hütet euch auf jegliche Weise, geliebteste Töchter, mit jemand, solange ich lebe, über jene Stimme zu sprechen!”

(entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein am Rhein, 21986, S. 103-104)

Hl. Paschalis von Baylon

Der Heilige des allerheiligsten Altarssakramentes

Spanien 1540-1592

 

Das Hirtenbub Paschalis Baylon kam am 17. Mai 1540 im spanischen Dorf Torre Hermosa (Schöner Turm) zur Welt. Seine braven Eltern waren so arm, dass sie den kaum Siebenjährigen bei einem fremden Bauern verdingten.

 

In aller Morgenfrühe musste er die Schafe zu Berge treiben. Da er dennoch gerne lesen und schreiben gelernt hätte, nahm er Schiefertafel und Griffel mit auf die Weide. Wenn zuweilen ein Wanderer vorbeikam, bat ihn der wissbegierige Junge, ihm einen Buchstaben oder eine Zahl vorzuschreiben. Manchmal kam aber tagelang niemand des Weges. Dies betrübte den lernbegierigen Schüler.

 

Dem lieben Gott, der alles sieht und alles weiß, gefiel dieser Fleiß so sehr, dass er sogar einen Engel zu Paschalis sandte, um ihn lesen und schreiben zu lehren. Wie gerne ging der brave Bub bei einem solch himmlischen Lehrer zur Schule! Da Paschalis Gott liebte, hütete er sich vor jeder Sünde. Wenn seine Kameraden fluchten oder gar mit unanständigen Spielen sich die Langeweile vertreiben wollten, verwies er es ihnen und zog mit seinen Schafen abseits. Lieber wollte er verlacht, verspottet und mit Steinen beworfen werden, als Gott beleidigen. Häufig ließ er seine Herde im Schatten einer Muttergotteskapelle grasen, wo er Blumen suchen und damit das Gnadenbild schmücken konnte.

Am meisten freute sich der junge Hirte auf den Kirchgang am Sonntag. Andächtig kniete er vor dem Altare. Bei der hl. Wandlung schaute er unverwandt auf die hl. Hostie und den Kelch und betete den hochheiligen Leib und das hochheilige Blut Jesu Christi an. Allzu gerne wäre er auch werktags zur hl. Messe gegangen, doch seine Pflicht ließ ihm keine Zeit hiezu. Daher empfahl er sich geistig in alle heiligen Messen auf der ganzen Weit und wünschte, Jesus überall anbeten zu können. Diese heilige Sehnsucht belohnte Gott durch ein Wunder.

 

Als Paschalis eines Tages die Wandlungsglocke einer Kirche läuten hörte, kniete er auf dem Feld betend nieder. Da öffnete sich der Himmel und in unbeschreiblichem Glanz erschien in den Lüften eine heilige Hostie in kostbarer, von zwei Engeln getragener Monstranz.

 

In seliger Freude betete der Hirtenjunge das allerheiligste Sakrament an, bis die Erscheinung verschwand. Noch öfters durfte er dieses Wunder erleben.

 

Mit 20 Jahren trat Paschalis als Laienbruder ins Franziskanerkloster von Valencia (Spanien) ein. Hier arbeitete er unermüdlich in Küche, Feld und Garten. Bald bewunderten die Mitbrüder nicht nur seinen Fleiß und seine Demut, sondern auch sein außerordentliches Wissen über die Glaubensgeheimnisse und ganz besonders über die hl. Eucharistie.

Oft musste Paschalis die Patres auf ihren Missionswanderungen durch Städte und Dörfer begleiten. Wenn sich auf Straßen und Plätzen Leute ansammelten, um das Wort Gottes zu vernehmen, forderten die Missionare manchmal auch Paschalis auf, etwas Erbauendes zu sagen. Dann begann der ehemalige, schlichte Hirtenjunge mit solcher Beredsamkeit und Liebe vom allerheiligsten Altarssakrament zu sprechen, dass viele sich bekehrten.

 

Bruder Paschalis ermahnte alle, oft zu beichten und zu kommunizieren, denn Jesus sei ja unseretwegen im Tabernakel, um uns zu helfen, uns zu trösten und uns durch das hl. Messopfer und durch die hl. Kommunion vom ewigen Tode zu erretten.

 

Oft verbrachte der Heilige ganze Nächte, das Leiden Christi betrachtend, vor dem Tabernakel. Er wusste seine Todesstunde voraus. Paschalis Baylon starb am Pfingstfest, am 17. Mai 1592. Als seine Leiche während des Requiems in der Klosterkirche aufgebahrt war, bemerkten die Umstehenden, wie der Tote bei der hl. Wandlung sich zu beleben schien und mit einem letzten, freudestrahlenden Blick die hl. Hostie grüßte. Der hl. Paschalis ist Patron aller eucharistischen Vereine und Kongresse.

 

Wallfahrt zum Hl. Paschalis Baylon in Vila-Real bei Valencia in Spanien

Hl. Peter Julian Eymard

Der eucharistische Kult ist die Gnade unserer Zeit. Er ist ein übernatürlicher Strom, der eine allgemeine Bewegung in der Christenheit auslöst.

Die Hl. Eucharistie ist der vergangene, gegenwärtige und zukünftige Jesus. Sie ist das Ziel der Liebe seines sterblichen Lebens; alle Geheimnisse sind in ihr verherrlicht, alle seine Tugenden finden sich in ihr in einer wunderbaren Weise.

Sie ist das königliche Geheimnis des Glaubens, wo alle Wahrheiten zusammenfließen wie die Flüsse in den Ozean.

Wenn man “Eucharistie” sagt, ist alles gesagt!

Der heilige Peter Julian Eymard

(+1. August 1865)

Geboren am 4. Februar 1811 in La Mure d’Isere in Frankreich hatte Peter Julian von frühester Kindheit an eine ganz besondere Andacht zu Christus in der Heiligen Eucharistie. Das hing wohl damit zusammen, dass ihn die fromme Mutter schon als Säugling oft zum eucharistischen Segen in die Kirche mitgenommen hatte, um ihn bei dieser Gelegenheit dem Herrn aufzuopfern. Oft entfernte sich das Kind aus dem Elternhaus, um in die Kirche zu gehen und dort auf einem Fußschemel hinter dem Hochaltar zu beten. Als ihn dort eines Tages seine Schwester nach langem Suchen fand und fragte, was er denn da mache, gab der kleine Peter Julian zur Antwort: „Ich bin hier näher bei Jesus und horche auf Ihn!“

Schon im Alter von vier Jahren äußerte er den Wunsch, einmal Priester zu werden; zu seiner Schwester sagte er: „Du hast das große Glück, so oft zur heiligen Kommunion gehen zu können. Kommuniziere doch einmal auch für mich!“ Auf die Frage seiner Schwester: „Was soll ich denn dabei für dich erbitten?“ gab er zur Antwort: „… dass ich einmal Priester werde!“

Auf die Erstkommunion bereitete er sich ganz gewissenhaft vor. Von dieser ersten Vereinigung mit dem eucharistischen Heiland sagte der heilige Peter Julian Eymard später: „Als ich Jesus an mein Herz drückte, sagte ich zu Ihm: Ich will Priester werden, ich verspreche es Dir!`

Nach dem Tod seines Vaters, der sich der Berufung des Sohnes zum Priestertum hartnäckig entgegengestellt hatte, konnte Peter Julian Eymard ins Priesterseminar von Grenoble eintreten. Am 20. Juli 1834

wurde er zum Priester geweiht. Er wurde Vikar zu Chatte, dann zu Monteynard. Dieser Ort war lange Zeit ohne Seelsorger gewesen. Schon im zweiten Jahr erreichte Peter Julian Eymard, dass alle Gläubigen des Ortes wieder die Osterkommunion empfingen. Er schien ganz für die Heilige Eucharistie zu leben. Zwei Stunden lang bereitete er sich auf die Messfeier vor, fast ebensoviel Zeit verwendete er dann, wenn es die übrige Berufspflicht erlaubte, auf die Danksagung, um sich dann ganz den Seelen, besonders den Armen, zu widmen.

Da er sich immer mehr zum Ordensleben hingezogen fühlte, verließ er an einem Sonntag im August des Jahres 1839 heimlich seine Pfarre, um in die vom ehrwürdigen Diener Gottes P. Colin gegründete „Gesellschaft Mariens (Maristen)“ einzutreten. Er hoffte, von den Vorgesetzten in dieser Ordensgemeinschaft in die Mission nach Ozeanien geschickt zu werden. Die göttliche Vorsehung aber~ hatte mit ihm anderes vor. Die Vorgesetzten erkannten die hohe Qualität dieses frommen Priesters und machten ihn zuerst zum Direktor im Kolleg zu Belley, dann zum Oberen des Kollegs und zum Provinzial in Lyon, schließlich zum Generalassistenten der „Gesellschaft Mariens“.

Der Zug zur Heiligen Eucharistie und das Verlangen, das eucharistische Reich Jesu Christi auf Erden auszubreiten, wurden in Peter Julian Eymard immer stärker. Dieses eucharistische Feuer loderte in ihm bei einer Wallfahrt ins Lyoner Heiligtum von Fourviere in heller Flamme auf. Es war der 21. Januar 185 1. Da sprach er zur jungfräulichen Gottesmutter die Worte: Jedes Geheimnis wird in der Kirche durch eine eigens dafür bestimmte religiöse Genossenschaft verherrlicht. Nur die Heilige Eucharistie, das größte aller Geheimnisse, hat noch keine ihr geweihte Ordensgemeinschaft!“ Da offenbarte ihm Maria, sie wünsche, dass er sich ganz und gar der Verherrlichung ihres göttlichen Sohnes in der Heiligen Eucharistie hingebe. Er legte sein Vorhaben Papst Pius IX. vor. Dieser antwortete: „Der Plan zu diesem Werk kommt von Gott, davon bin ich überzeugt: die Kirche bedarf desselben. Man möge mit allen Mitteln daran arbeiten, die Kenntnis der Heiligen Eucharistie auszubreiten!“ Es folgten aber zuerst noch große Prüfungen und innere Kämpfe. Schließlich legte Peter Julian Eymard die Entscheidung über die Verwirklichung des Planes in die Hand von drei Bischöfen. Erst als er die Antwort erhielt: „Der Wille Gottes hat sich klar genug ausgesprochen; es muss unverzüglich Hand ans Werk gelegt werden!“, warf er sich mit den ersten Gefährten vor dem Allerheiligsten nieder, bereit, sich Jesus in der Heiligen Eucharistie durch die Hände der seligsten Jungfrau Maria vorbehaltlos und für das ganze Leben hinzuopfern und zu weihen.

Ohne Mittel und ohne Protektion arbeitete er nun, nachdem er seine rechtmäßige Lösung von der Kongregation der Maristen erlangt hatte, für die Ausbreitung seiner neuen am 13. Mai 1856 bischöflich approbierten Ordensgemeinschaft der Eucharistiner („Sacerdotes Sanctissimi Sacramenti“, SSS). Am 6. Januar 1857 begann man in einer Kapelle zu Paris mit der feierlichen Aussetzung des Allerheiligsten. Es folgte dann der Reihe nach die Gründung der ersten Häuser zu Marseille, Angers, Brüssel und St. Maurice. Am 3. Juni 1863 erfolgte die Approbation der Kongregation der Eucharistiner durch den Heiligen Stuhl. 1863 gründete Peter Julian Eymard den weiblichen Zweig seines Instituts mit Hilfe von Margherite Guillot, der ersten Generaloberin der „Dienerinnen des allerheiligsten Sakramentes“. Der Zweck dieser weiblichen Ordensgemeinschaft sollte ebenfalls die Anbetung und Verherrlichung der Heiligen Eucharistie sein.

Neben allen organisatorischen Arbeiten fand Peter Julian Eymard noch Zeit, durch Predigten und Exerzitienvorträge das eucharistische Reich Jesu Christi auszubreiten. Die wachsende Zahl der Priester seiner Kongregation sollte der ununterbrochenen Anbetung des in der Heiligen Eucharistie gegenwärtigen Herrn Jesus Christus, aber auch einem vielfältigen, von der Heiligen Eucharistie her geprägtem Apostolat dienen. Das allerheiligste Altarssakrament sollte für die Mitglieder der Ordensgemeinschaft Quelle und Vorbild der persönlichen Heiligung sowie Mittel und Ziel der apostolischen Tätigkeit sein. Die Eucharistiner sollten nach dem Willen ihres heiligen Stifters ununterbrochen Jesus Christus in der ausgesetzten Monstranz anbeten, um Ihm so die schuldige Huldigung, die Ihm so oft von den Menschen verweigert wird, zu leisten; durch die feierliche Aussetzung der Heiligen Eucharistie sollen die Eucharistiner die Blicke aller auf Christus lenken, um sie für Ihn zu gewinnen; sie sollen abwechselnd in Anbetung und Danksagung, in Sühne und Fürbitte vor dem Allerheiligsten weilen und durch dieses Apostolat des Gebetes zur Heiligung und Entsühnung der unsterblichen Seelen beitragen. Sodann sollen die Eucharistiner durch Wort und Schrift, durch Seelenleitung, durch Gründung und Leitung eucharistischer Vereine und Bruderschaften, durch Halten eucharistischer Exerzitien für Priester und Laien, durch Abhaltung des vierzigstündigen Gebetes, durch Förderung der Oftkommunion, durch Herausgabe eucharistischer Zeitschriften und Kleinschriften das eucharistische Reich Jesu Christi unter den Menschen herbeiführen und ausbreiten. Der Geist aber, in welchem die Eucharistiner nach dem Willen ihres heiligen Stifters Jesus Christus dienen sollen, soll der Geist jener Liebe sein, in der der Herr beim Letzten Abendmahl das heiligste Altarssakrament eingesetzt hat, und der Geist jener Demut, in der sich der Herr gerade in diesem Sakrament herablässt und entäußert. Das Losungswort der Eucharistiner soll das Wort Johannes des Täufers sein: „Er (Christus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Der heilige Peter Julian Eymard gründete auch noch den „Priester-Anbetungsverein“, dessen Mitglieder sich verpflichten, wöchentlich eine Anbetungsstunde vor dem Allerheiligsten zu halten, und die „Aggregation vom heiligsten Sakrament“ für Laien, deren Mitglieder monatlich eine Anbetungsstunde vor dem Allerheiligsten halten, desgleichen das „Werk der eucharistischen Wochen“ für solche, die sich jährlich viermal während einer ganzen Woche besonders dem Dienst des Altarssakramentes widmen, schließlich auch noch die „Laienkongregation“, deren Mitglieder bemüht sind, die christliche Tugend und Vollkommenheit durch besondere Andacht zur Heiligen Eucharistie zu erlangen und die Eucharistiner in ihrer Anbetung des eucharistischen Heilands und in ihrem Apostolat zu unterstützen und zu fördern. Er hielt sich an seinen Ausspruch: „Wir wollen Jesus in der Heiligen Eucharistie nicht nur anbeten, Ihn lieben, Ihm dienen, sondern wollen ganz besonders auch darauf hinwirken, dass Er von allen Herzen erkannt, angebetet, geliebt und Ihm von allen Menschen gedient werde!“

Andere bezeichnende Aussprüche dieses Apostels der Heiligen Eucharistie seien noch zitiert: „Unser Heiland darf vor diesem gleichgültigen, ungläubigen Geschlecht nicht verborgen bleiben, die Sonne der Heiligen Eucharistie muss aufgehen, um all die nächtlichen Schrecken zu zerstreuen und um das Eis, das sich über viele Seelen gelegt hat, zum Schmelzen zu bringen.“ „Oft habe ich nachgedacht, welches Heilmittel der allgemeinen Gleichgültigkeit und Lauheit abhelfen könne, die in so erschreckender Weise sich so vieler Katholiken bemächtigt haben. Ich finde nur ein einziges: die Heilige Eucharistie, die Liebe zum eucharistischen Heiland!“ „Die Heilige Eucharistie ist nicht nur das Leben des einzelnen Christen, sie ist auch das der Völker… Ein Jahrhundert schreitet voran oder geht zurück in dem Maß, in welchem das allerheiligste Sakrament verehrt wird. Hier zeigt sich sein Leben, darnach bemisst sich sein Glaube, seine Liebe, seine Tugend… Überlassen wir uns dem heilsamen Einfluss der eucharistischen Sonne und das Antlitz der Erde wird erneuert werden!“ Der heilige Peter Julian Eymard selbst suchte in allen Prüfungen und Leiden Trost und Stärke vor dem Allerheiligsten. Seine Sammlung und Andacht zog dabei alle, die ihn beobachten konnten, zur Heiligen Eucharistie hin.

Mit Recht hat man den heiligen Peter Julian Eymard den Vorläufer der „Eucharistischen Kongresse“ genannt Papst Pius XI. tat dies im Breve zur Seligsprechung am 12. Juli 1925 und einen glühenden Apostel der Oftkommunion, für die er in Wort und Schrift zu begeistern und alle Einwände dagegen zu beheben verstand: „Du musst kommunizieren, nicht weil du heilig bist, sondern damit du heilig wirst!… Manche könnten kommunizieren, tun es aber nicht unter dem Vorwand, müde, nicht aufgelegt, nicht andächtig genug zu sein; das ist eine List des Teufels… Wenn du dein Gewissen erforscht hast und dir keiner schweren Sünde bewusst bist, kannst du zur heiligen Kommunion gehen… Die täglichen Nachlässigkeiten und Zerstreuungen beim Gebet, sowie die ersten Regungen der Ungeduld, der Eitelkeit, der Eigenliebe wirf ins Feuer der göttlichen Liebe; was diese Liebe verzeiht, ist sicher verziehen!… Willst du denn ohne die heilige Kommunion vorankommen?… Dann darfst du auch das Vaterunser nicht mehr beten, denn darin bitten wir um das tägliche Brot, das wir nicht entbehren können. Kommuniziere! Iss das Brot des Lebens, wenn du ein gesundes geistliches Leben und genügend Kräfte für den christlichen Kampf haben und dich inmitten aller Widerwärtigkeiten glücklich fühlen willst! Die Heilige Eucharistie ist das Brot der Schwachen; jedoch bedürfen auch die Starken seiner, weil sie ihren Schatz in zerbrechlichen Gefäßen tragen und von einem erbitterten Feind bedrängt werden.“

Erwähnt gehört noch, dass der heilige Peter Julian Eymard, der durch die seligste Jungfrau Maria zu seinem Werk angeregt worden war, die Seinen immer ermunterte, Maria als Mutter und Vorbild der Anbeter des Gottmenschen in der Heiligen Eucharistie zu verehren und unter dem Titel „Unsere Liebe Frau vom allerheiligsten Sakrament“ anzurufen.

Am 1. August 1868 starb der heilige Peter Julian Eymard, der bis zu seinem Tod sein Werk geleitet hatte, in seinem Geburtsort La Mure d’Isere. Im Ortsfriedhof wurde er bestattet. 1877 wurde der unverweste Leichnam nach Paris gebracht und dort in der Kirche „Corpus Domini“, die den Eucharistinern anvertraut ist, beigesetzt. Pius XI. hat den Apostel der Heiligen Eucharistie am 12. Juli 1925 selig und Johannes XXIII. am 9. Dezember 1962 heiliggesprochen und sein Fest auf den 3. August festgelegt. Heute wird es am 2. August gefeiert.

(entnommen und ergänzt aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, ²1986, S. 365-369)

Hl. Tarcitius

Märtyrer des 3. Jahrhunderts und Patron der Ministranten

 

 

Über Tarcisius  berichtet der römische Bischof Damasus. Tarcisius wurde von Heiden getötet, als  er sich weigerte, ihnen das eucharistische Brot, welches er zu Kranken bringen  sollte, zu geben. Die von Bischof Damasus betonten Parallelen zum Tod des  Erzmärtyrers Stephanus deuten jedoch darauf hin, dass auch Tarcisius gesteinigt  wurde. So sei Tarcisius Ministrant gewesen und am 15. August des Jahres 257  getötet worden. Der römische Bischof Zephyrinus (+ 217) und der Märtyrer  Tarcisius wurden wohl in einer gemeinsamen Grabstätte in der Katakombe des hl.  Kallistus an der Via Appia bestattet. Später wurden die sterblichen Überreste des hl. Tarcisius in der römischen Kirche San Silvestro aufbewahrt, heute werden sie in der Kirche San Lorenzo außerhalb der Mauern an der Seite des Hl. Laurentius und des Hl. Stephanus verehrt.  In das römische Martyrologium wurde er  unter dem Datum des 15. August aufgenommen.

 

Seit Mai 2012 befindet sich ein bis dahin fast vergesses Tarcisiusreliquiar in der vergrößerten Hauskapelle der Salesianer, im „Institutio San Tarcisio“, auf dem Gelände der Calixtus-Katakomben in der Via Appia Antica in Rom. Diese Kirche wurde 2012 feierlich eingeweiht und lädt jetzt zum stillen Gebet oder zu Feiern von Gottesdiensten an. (Kontakt: Institutio Salesiano S. Tarcisio, Via Appia Antica, 102, I-00179 Roma –  E-mail: santarcisio-direttoresdb@donbosco.it)

Unsere Liebe Frau am allerheiligsten Altarsakrament

Unsere Liebe Frau vom Allerheiligsten Sakrament

Alexis-Henri-Marie Lepicier OSM (+ 20. 5. 1936), einst jahrelang Dogmatikprofessor an der Päpstlichen Hochschule der Propaganda Fide, dann General seines Ordens, Apostolischer Visitator in Indien und Abessinien und schließlich Kardinal, erzählte einmal einem Priester, wie er nach glücklicher Beendigung seiner Visitation in Abessinien 1927 seinem päpstlichen Auftraggeber, Papst Pius XI., Bericht erstattet habe und dabei u. a. meldete, wie die äthiopischen Katholiken für drei weiße Gestalten eine ganz besondere Verehrung haben: für die weiße Hostie im heiligsten Altarssakrament, für die strahlend weiße Gestalt der unbefleckt empfangenen, jungfräulichen Gottesmutter Maria und für den weißgekleideten Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, den Papst in seiner Unfehlbarkeit, wenn er als oberster Lehrer und Hirte der Kirche „ex cathedra“ eine Entscheidung fällt in Sachen der Glaubens- und Sittenlehre. Als Pius XI. das gehört hatte, kamen ihm, dem sehr autoritär regierenden, strengen Papst, vor Ergriffenheit die Tränen in die Augen. Die Heilige Eucharistie, die unbefleckt empfangene Gottesmutter Maria und der unfehlbare Papst! Sind sie nicht zusammen die Hauptstützen wahrhaft katholischer Glaubenshaltung? Sie sind doch wie drei Magnetnadeln, wie drei Leitsterne aller treu katholisch gesinnten Seelen! Sie sind die drei übernatürlichen Kraftquellen der katholischen Kirche, jener Kirche, deren unsichtbares Haupt der unter den eucharistischen Gestalten gegenwärtige Herr Jesus Christus, deren sichtbares Haupt aber der oberste Lehrer und Hirte, der Papst, und deren Herz gleichsam die jungfräuliche Gottesmutter Maria ist.

Auf zwei in diesem leuchtenden, richtunggebenden Dreigestirn, auf die Heilige Eucharistie und die seligste Jungfrau Maria in ihren Beziehungen zueinander, sei nun besonders hingewiesen.

Es gibt einen Ehrentitel, der der jungfräulichen Gottesmutter seit einem Jahrhundert gegeben wird und der sehr schön die Beziehungen zwischen Maria und der Heiligen Eucharistie zum Ausdruck bringt. Es ist der Titel: „Unsere Liebe Frau vom heiligsten Sakrament.“ Der heilige Julian Peter Eymard, der Gründer der Eucharistiner, gab Maria diesen Titel. Papst Pius X., der heilige Papst der Eucharistie, hat diesen marianischen Titel mehrmals feierlich bestätigt und einen Ablass verliehen, wenn die Gottesmutter unter diesem Titel angerufen wird.

Maria und die Heilige Eucharistie: Wie gehören beide zusammen? Wie haben beide miteinander zu tun? Welche Beziehungen bestehen zwischen beiden? (…)

Die seligste Jungfrau Maria hat durch ihre Einwilligung und demütige Bereitschaft zur jungfräulichen Gottesmutterschaft das Wunder vermittelt, dass der Sohn Gottes Mensch werden und in der Folge davon im Sakrament des Altares wahrhaft und wirklich mit seiner Gottheit und Menschheit, mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele gegenwärtig werden konnte, denn nicht erzwungenerweise, sondern nur auf Grund völlig freier Zustimmung „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort!“ entstanden im jungfräulichen Mutterschoss Mariens, aus ihrem Fleisch und Blut, der Leib und das Blut des Gottmenschen Jesus Christus, die in der Heiligen Eucharistie gegenwärtig sind. Ein mittelalterlicher Theologe wagte einmal den Satz: „Caro Christi caro est Mariae!“ Das Fleisch Christi ist dem Ursprung nach das Fleisch Mariens! Das stimmt noch dazu in einem viel tieferen Sinn, als etwa Fleisch und Blut eines jeden Menschen dem Ursprung nach Fleisch und Blut seiner Mutter sind, denn beim Werden unseres durchbluteten Leibes wirkte ja nicht unsere Mutter allein, sondern auch der Vater mit, bei Jesus Christus aber war es auf Grund seiner jungfräulichen Empfängnis ohne das Zutun eines zeugenden Mannes nur die seligste Jungfrau Maria allein, durch die rein biologisch gesehen der menschliche Leib Jesu zu werden begann: „empfangen vom Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau“. Was die Kirche mit diesen Worten seit der Apostolischen Zeit im Apostolischen Glaubensbekenntnis ausspricht, gilt nicht bloß für die Menschennatur des historischen Jesus, sondern auch für Leib und Blut des verklärten, in der Heiligen Eucharistie gegenwärtigen Jesus. Der heilige Franz von Sales hat dies einmal so formuliert: „Willst auch du mit der seligsten Jungfrau Maria verwandt sein, so kommuniziere. Denn wenn du das heiligste Sakrament empfängst, so empfängst du Fleisch von ihrem Fleisch und Blut von ihrem Blut; denn der kostbare Leib des Heilands, gegenwärtig im heiligsten Sakrament, ist gebildet im Schosse der Jungfrau von ihrem reinsten Blut.“

Auf Grund der ursprunghaften Identität des Fleisches und Blutes Christi mit dem Fleisch und Blut seiner jungfräulichen Mutter Maria ist es tatsächlich nicht übertrieben, wenn man behauptet hat, dass die Gottesmutter „causa radicalis“, wurzelhafte Ursache der Heiligen Eucharistie in dem Sinn ist, dass von Maria jener Leib und jenes Blut stammen, die in der Heiligen Eucharistie wahrhaft und wirklich gegenwärtig sind, geopfert und empfangen werden.

Wir wissen, dass in jeder Eucharistiefeier das Kreuzesopfer des ewigen Hohenpriesters Jesus Christus gegenwärtiggesetzt wird. Maria aber hat in ihrer Mutterliebe und Muttersorge die unendlich wertvolle Opfergabe großgezogen, die im Kreuzesopfer und in der Eucharistiefeier der heiligen Messe dem himmlischen Vater dargebracht wurde und wird. Auf Golgotha unter dem Kreuzaltar ihres göttlichen Sohnes stehend hat Maria es uns allen mitleidend und mitopfernd mit dem ewigen Hohenpriester vorgemacht, wie man mit Christi Opfer das eigene vereinen soll. (…).

Die Eucharistiefeier ist aber nicht bloß Opfer, sondern auch Opfermahl. Unter diesem Gesichtspunkt kann man wieder etwas Wichtiges über die Beziehungen zwischen Maria und der Heiligen Eucharistie sagen. Vielleicht kann man es so formulieren: Maria hat uns durch ihre mütterliche Liebe und Sorge, die sie ihrem göttlichen Sohn entgegengebracht hat, und zwar vom ersten Augenblick an, da sie Ihn in ihrem jungfräulichen Mutterschoss tragen durfte, den Tisch zu decken begonnen für das Opfermahl der Heiligen Kommunion.

(…) Sie half, uns das Himmelsbrot der Heiligen Eucharistie zu bereiten und in ihrer mütterlichen Liebe als Mutter der Kirche sehnt sie sich danach, dass für alle Brüder und Schwestern ihres erstgeborenen Sohnes das Himmelsbrot bereitsteht und sie es auch würdig empfangen. Sie, die bei der Hochzeit zu Kana die kleine Verlegenheit der Brautleute, denen der Wein ausgegangen war, sofort sah und diese Verlegenheit beheben half durch das Wunder, das sie von ihrem göttlichen Sohn erflehte, sie ist zweifellos auch jene, die mit wachen Augen und mit mütterlich sorgendem Herzen sieht, wo hungernde Seelen sind, denen das Himmelsbrot der Heiligen Eucharistie abgeht. Und wie wünscht doch diese gute Mutter so recht von Herzen, dass alle ihre Kinder immer mehr „auf den Geschmack kommen“, der dem Himmelsbrot der Heiligen Eucharistie eigen ist! Zweifellos freut sich „Unsere Liebe Frau vom heiligsten Sakrament“ herzlich, wenn sie sieht, dass ihre Kinder, die Brüder und Schwestern ihres göttlichen Sohnes, nicht bloß einmal im Leben, etwa bei der Erstkommunion, und nicht bloß einmal im Jahr zur österlichen Zeit, am Tisch des Herrn, den Maria uns zu decken half, erscheinen, sondern oft, womöglich monatlich oder noch besser Sonntag für Sonntag oder gar täglich. Maria erinnert sich dabei sicher an jene selige Stunde zurück, da ihr bei der Verkündigung durch den Engel Gabriel eine neun Monate dauernde heilige Kommunion, eine neun Monate währende, ununterbrochene Vereinigung mit dem unter ihrem jungfräulichen Herzen Mensch gewordenen Gottessohn zuteil wurde! Wie mag sie in jenen neun Monaten immer wieder hineingelauscht haben in ihr Inneres und Dialog, Zwiesprache gehalten haben mit ihrem göttlichen Kind!

Von dem großen englischen Konvertiten und Kardinal John Henry Newman stammt das Wort „Cor ad cor loquitur“ (Das Herz spricht zum Herzen). Damals, als Maria den menschgewordenen Gottessohn unter ihrem makellosen Herzen trug, ist dies wortwörtlich wahr gewesen: Cor ad cor, Herz an Herz, das Herz Jesu und das Mutterherz Mariens, die beiden edelsten, reinsten, heiligsten Herzen in einem wunderbaren Gleichklang der Gesinnung, der Wünsche, Gefühle und Regungen. Was aber damals Maria in sich erlebte, wiederholt sich doch eigentlich bei jeder heiligen Kommunion. So hat doch Jesus Christus ausdrücklich gesagt in seiner eucharistischen Verheißungsrede: „Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm!“ (Joh 6,56) Er in mir, ich in Ihm, cor ad cor, Herz am Herzen! Und wenn es auf das Herz ankommt im biologischen, aber auch im ethischsittlichen Sinn , dann müsste doch unser Herz gesunden, wenn es am Herzen Jesu ruht kraft der Christusbegegnungen einer häufigen, würdigen, gnadebringenden heiligen Kommunion. Wir müssten nur immer in der Gesinnung Mariens kommunizieren und uns an ihrer Mutterhand zum Tisch des Herrn führen lassen! (…)

Von der Tochter des Königs Ludwig XI. von Frankreich, der am 28. Mai 1950 durch Papst Pius XII. heiliggesprochenen Johanna von Valois (+ 1505) wird berichtet, sie habe einmal die seligste Jungfrau Maria gebeten, ihr mitzuteilen, wie sie ihr am meisten gefallen könne. Da habe Maria zu ihr folgendes gesagt: „Meine Tochter, drei Dinge sind mir vor allem wohlgefällig: Auf Erden war es meine erste Freude, auf die Worte Jesu zu hören. Darum folgte ich Ihm überallhin, wohin ich konnte , um keines seiner Worte zu verlieren. Meine zweite Freude war das Andenken an sein Leiden, an sein Kreuz und seine Wunden. Darum besuchte ich nach seinem Tod oft die Stätten, wo er gelitten hat. Meine dritte Freude war das heiligste Sakrament und das heilige Opfer. Als mein Jesus die Erde verlassen hatte, wohnte ich jeden Tag dem heiligen Opfer bei und unterließ nie die heilige Kommunion. Übe auch du, meine Tochter, diese drei Dinge und du wirst mir immer wohlgefällig sein, sowie meinem göttlichen Sohn!“

(gekürzt entnommen aus: Holböck, Ferdinand, Das Allerheiligste und die Heiligen, S. 420-428)

 

Hl. Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein)

Was verlangen die eucharistischen Wahrheiten von uns? Den Heiland im Tabernakel aufsuchen, so oft wir können, dem hl. Opfer beiwohnen, so oft wir können, die hl. Kommunion empfangen, so oft wir können.”

“Sich selbst vergessen, frei werden von allen eigenen Wünschen und Ansprüchen, ein Herz bekommen für alle fremden Nöte und Bedürfnisse – das kann man nur im täglichen vertrauten Umgang mit dem Heiland im Tabernakel. Wer den eucharistischen Gott aufsucht und sich mit ihm berät in allen seinen Angelegenheiten, wer sich reinigen lässt durch die heiligende Kraft die vom Opferaltar ausgeht, wer sich selbst in diesem Opfer dem Herrn darbringt, wer den Heiland in sich aufnimmt in der hl. Kommuni- on, bei dem kann es nicht ausbleiben, dass er immer tiefer und stärker hineingezogen wird in den Strom des göttlichen Lebens und hineinwächst in den mystischen Leib Christi und dass sein Herz nach dem Bild des göttlichen Herzens umgeformt wird.”

 

Eucharistische Erziehung
von Edith Stein
Vortrag am 14.7.1930 im St. Martha-Heim in Speyer
im Rahmen des Eucharistischen Diözesankongresses anlässlich des 900jährigen Domjubiläums.

Die großartige Ehrung des eucharistischen Heilands in den Kundgebungen dieser Tage und in den vorausgehenden Festwochen – Fronleichnams- und Herz Jesu-Fest mit ihren Oktaven – soll nicht etwas Einmaliges und Vorhergehendes sein, sondern eine dauernde Wirkung in uns hervorbringen. Darum fragen wir uns in stiller Besinnung: Wie können wir die Liebe zum eucharistischen Heiland in den Herzen anderer entzünden? – das heißt ja eucharistisch erziehen. Man nimmt an, dass wir als Frauen in besonderer Weise an diesem Werk mitarbeiten können und dass wir alle – ungeachtet der Unterschied e unserer Lebensstellung: als Gattin und Mutter, als Ordensfrau, als alleinstehende, beruflich oder freitätige Frau – etwas Gemeinsames dafür mitbringen. Und was könnte das anderes sein als das weibliche Herz mit seinem Verlangen nach schrankenloser, opferfreudiger Hingabe, das gewissermaßen eine natürliche Verwandtschaft mit dem göttlichen Herzen hat, das im Tabernakel für alle schlägt, und darum für die Anregungen dieses göttlichen Herzens besonders empfänglich sein müsste? So wollen wir überlegen, was uns tauglich machen kann zum Werk der eucharistischen Erziehung und wie wir sie leisten können. Ein Grundsatz gilt für uns alle, die wir eucharistisch erziehen wollen: Wir können es nur, wenn wir eucharistisch leben. Zu einem eucharistischen Leben wollen wir andere führen, und das können wir nur, indem wir es ihnen vorleben. So wird unsere erste Frage sein:

Eucharistisch leben heißt die eucharistischen Wahrheiten praktisch wirksam werden lassen. Es sind im wesentlichen drei einfache Glaubenssätze, um die es sich dabei handelt:

– Der Heiland ist gegenwärtig im Allerheiligsten Sakrament. – Er erneuert täglich sein Kreuzesopfer auf dem Altar.

– Er will jede einzelne Seele sich aufs innigste verbinden in der heiligen Kommunion.
Wir fragen zunächst:

Was verlangen die eucharistischen Wahrheiten von uns? Des Heilands Wonne ist es, unter den Menschenkindern zu sein, und er hat uns versprochen, hei uns zu sein bis ans Ende der Welt. Er hat dieses Versprechen wahr gemacht durch seine sakramentale Gegenwart auf den Altären. Hier wartet er auf uns und man sollte meinen, dass die Menschen sich drängen müssten zu den geweihten Stätten. Der schlichte Sinn dieser Glaubenswahrheit verlangt es, dass wir hier unsere Heimat haben müssten, uns von hier nur entfernten, soweit unsere Aufgaben es verlangten, und diese Aufgaben sollten wir täglich aus den Händen des eucharistischen Heilands entgegennehmen und das vollbrachte Tagewerk in seine Hände zurücklegen. Der Heiland ist auf Kalvaria für uns gestorben. Aber es genügt ihm nicht, mit diesem Opfertod ein für allemal für uns das Erlösungswerk zu vollbringen. Er wollte jedem einzelnen die Früchte seiner Tat persönlich zuführen. Darum erneuert er täglich das Opfer auf dein Altar, und jeder, der gläubigen Herzens beiwohnt, der wird im Blut des Lammes rein gewaschen und seelisch erneuert. Jedes heilige Messopfer ist bestimmt, diese Gnadenfülle den Menschen zuzuführen, die es erreichen kann, d. h. denen, die es ermöglichen können, zugegen zu sein und es für sich und andere fruchtbar zu machen. Wer aber zugegen sein könnte und es nicht ist, der geht kalten Herzens am Kreuz des Herrn vorbei und tritt seine Gnade mit Füßen. Der Heiland legt die Gnadenfrüchte des Opfers nicht nur auf dem Altar für uns nieder. Er will zu jedem einzelnen kommen: wie eine Mutter ihr Kind mit seinem Fleisch und Blut uns nähren, in uns selbst eingehen, damit wir ganz in ihn eingehen, als Glieder seines Leibes in ihn hineinwachsen. Je öfter die Vereinigung erfolgt, desto stärker und inniger wird sie. Ist es begreiflich, dass jemand sich diesem stärksten göttlichen Liebeserweis entzieht, auch nur einmal weniger zurr ‚fisch des Herrn tritt, als es ihm praktisch möglich ist? – Das also ist es, was der recht verstandene Sinn der eucharistischen Wahrheiten von uns verlangt: den Heiland im Tabernakel aufsuchen sooft wir können, dem heiligen Opfer beiwohnen, sooft wir können, die heilige Kommunion empfangen, sooft wir können.
Wir fragen nun weiter:

Was gibt uns der Heiland im eucharistischen Leben? Er erwartet uns, um all unsere Lasten auf sich zu nehmen, uns zu trösten, zu raten, zu helfen als treuester, immer gleichbleibender Freund.

Zugleich lässt er uns sein Leben mitleben, besonders wenn wir uns anschließen an die Liturgie und darin sein Leben, Leiden und Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt, das Werden und Wachsen seiner Kirche mit erfahren. Dann werden wir aus der Enge unseres Daseins hinaugehoben in die Weite des Gottesreiches; seine Angelegenheiten werden die unseren, immer tiefer werden wir mit dem Herrn verbunden und in ihm mit all den Seinen. Alle Einsamkeit hört auf, und wir sind unanfechtbar geborgen im Zelt des Königs, wandeln in seinem Licht.

II. Eucharistische Erziehung

Das Leben, das wir selbst führen, können und sollen wir anderen vermitteln. Das geschieht durch Beispiel, Belehrung und Gewöhnung.
Durch Beispiel:

Wenn das eucharistische Leben in uns wirksam und spürbar ist als Kraft, Frieden, Freude, Liebe und Hilfsbereitschaft, wenn andererseits deutlich die Eucharistie der Mittelpunkt unseres Lebens und Quell all dieser Ausstrahlung ist, dann muss es werbende Kraft entfalten.
Durch Belehrung:

Eine Einführung in die eucharistischen Wahrheiten ist nötig: die schulmäßige Unterweisung wird durch das ergänzende Wort und die entsprechende Praxis der Mutter und der übrigen Umgebung des Kindes wirksam unterstützt. Das junge Kind zeigt sich besonders empfänglich für die Wahrheiten und ihre Umsetzung in die Tat. Bei größeren Kindern und bei Erwachsenen muss man mit Worten sparsam sein und das Verlangen nach Belehrung abwarten, dazu aber immer bereit und gerüstet sein.
Durch Gewöhnung:

Leib und Seele müssen zum eucharistischen Leben geformt werden; je früher, desto empfänglicher ist das Material und leichter die Formung; darum frühe Kommunion. Je öfter, desto stärker die formende Wirkung: Darum möglichst tägliche Kommunion. Das stellt bestimmte Anforderungen an den Körper und bedingt starke Einflüsse auf die tägliche Lebensordnung, zugleich sorgsame Hut der Seele: Entwöhnung von der Sünde, d.h. erhebliche Opfer für den natürlichen Menschen. Das ist auch nicht anders möglich, da der eucharistische Heiland ja der gekreuzigte Heiland ist und das Leben mit ihm eine Teilnahme an seinem Leiden. Er hat der hl. Magarete Maria Alacoque offenbart, wie lieb ihm die Sühne seiner Getreuen ist. Aber die vollkommene Weihe an das göttliche Herz ist doch erst dann erreicht, wenn wir in ihm unsere Heimat, unseren täglichen Aufenthalt und den Mittelpunkt unseres Lebens haben, wenn sein Leben unser Leben geworden ist.

Edith Stein Werke XII, 123 -125